Die Luftverkehrswirtschaft will weiter wachsen und hat deshalb eine Wunschliste erstellt. Die Lobbyisten des BDL stellten ihre Anforderungen an ein nationales Luftverkehrskonzept in Frankfurt vor.
Frankfurt – Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hat heute in Frankfurt mit zwei seiner prominenten Mitglieder ein „nationales Luftverkehrskonzept“ vorgestellt. Wenn es dem Verband nach geht, soll die Regierung ein Konzept – möglichst nach den Ideen des Verbandes – noch in diesem Jahr beschließen und umsetzen.
Die Vorschläge und Maßnahmen sehen unter anderem vor: eine regelmäßige Marktentwicklungsanalyse und Analyse der Wettbewerbsbedingungen, ein Standortkonzept mit einer Festschreibung des Bedarfs an Nachtflügen.
Besonders bürgernah geben sich die Wirtschaftsvertreter mit ihrer Forderung für Vorschläge zur Verbesserung der Bürgerbeteiligung bei Flugverfahren. Auch Effizienzerhöhung der Sicherheitskontrollen standen auf der Liste. Auch stört es die glamourgewöhnte Luftverkehrswirtschaft, dass sie wie andere Industriebereiche für die Umweltverpestung durch ihre Flugzeuge zur Kasse gebeten wird und am EU-Emissionshandel teilnehmen muss. Nach dem Motto „Erst soll sich die Welt einig werden, dann soll Europa einen Plan festschreiben und dann erst müssen wir zahlen“ versuchen die Lobbyisten das Umweltproblem möglichst auf die lange Bank zu schieben. Denn ähnlich den weltweiten Themen wie Bankenkontrolle, Steuerflucht und Abhörmaßnahmen kann natürlich eine Welt-Regelung nicht in absehbarer Zeit erwartet werden.
Proteste, Bürgerbewegungen und langwierige Gerichtsverfahren zu Anflugverfahren an Flughäfen reduzieren die Flexibilität und begrenzen den Profit der Luftverkehrswirtschaft. Als wären diese demokratischen Entwicklungen und Prozesse obscur fordert die Branche „klare Regeln“ und gibt mit ihrem Konzeptpapier der Politik die Richtung vor: „Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, gemeinsam mit den Ländern ein Luftverkehrskonzept für Deutschland zu erarbeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs zu stärken. Ein nationales Luftverkehrskonzept muss klare und verbindliche Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit, zur Infrastrukturentwicklung und zu Umwelt- und Lärmschutz enthalten,“ so BDL-Chef Siegloch. „Wir brauchen schnelle Entscheidungen und konkrete Projekte von Bund und Ländern, um den Luftverkehr bestmöglich für aktuelle und künftige Herausforderungen zu wappnen.“.
Der umstrittene, in der Schweiz lebende Noch-Lufthansa-Chef Christoph Franz sorgt sich um die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht einen leistungsfähigen Luftverkehr und das erreichen wir nur, wenn einseitige Belastungen abgebaut werden,“ so Franz in der Vorab-Presseerkläung. „Besonders wichtig ist, dass offensichtlich unfaire Wettbewerbsbedingungen beseitigt werden.“ Vor allem die Luftverkehrssteuer, und der besagten Emissionshandel stören den LH-Boß, dessen Unternehmen vor kurzem trotz dieser Abgaben wie meist satte Gewinne verkünden konnte.
„Ein Luftverkehrskonzept für Deutschland sollte auch eine verlässliche Lärmschutzstrategie beinhalten.“ so Stefan Schulte, Chef des Frankfurter Flughafens FRAPORT AG. Nach seiner Ansicht sollte dabei der „aktive Schallschutz“, dazu gehören auch Ohrstöpsel und Doppelglasfenster, also nicht zuallererst die Vermeidung von Lärm, sondern die Abwehr desselben im Mittelpunkt stehen: „Hierbei sind wir im Übrigen in Frankfurt und an anderen Standorten bereits sehr innovativ unterwegs und erzielen messbare Fortschritte, die europaweit beachtet werden.“.
Der „passive Schallschutz“ nimmt in den Überlegungen des Flughafen-Chefs eine offenbar untergeordnete Rolle ein: „Hinzu kommen die Flottenmodernisierung der Airlines, die eine der größten Investitionen der jüngsten Wirtschaftsgeschichte ist und der passive Schallschutz.“, so Schulte.
Die Luftverkehrswirtschaft ist trotz Verbesserungen in der Umweltbilanz nach wie vor eine der größten Umweltverschmutzer mit kontinuierlichen Steigerungsraten. Mit ihren öffentlichkeitswirksamen Auftritten versucht sie nicht zuletzt die Stimmung für sich durch Ängste vor höheren Kosten bei Urlaub und Reise und ihrem Glitterimage zu beeinflussen. Die Vorschläge und Forderungen der deutschen Luftverkehrswirtschaft für ein Luftverkehrskonzept sind auf der BDL-Webseite nachzulesen.
Foto: Carstino Delmonte