Air Berlin beschließt Börsengang


08 Mrz 2006 [11:41h]     Bookmark and Share




Wachstumskurs / Märkte außerhalb Deutschlands im Visier

Berlin: Die Würfel sind gefallen. „Weil wir unsere Marktchancen wahrnehmen wollen, gehen wir an die Börse“, erklärte am
Mittwoch der Vorstandsvorsitzende der Air Berlin PLC & Co.
Luftverkehrs KG, Joachim Hunold, auf der ITB in Berlin. Am Vortag hatten die Anteilseigner des Unternehmens, die mit den bisherigen Gesellschaftern der früheren GmbH & Co. KG identisch sind, einen entsprechenden Beschluss gefasst. Der Zeitpunkt des Börsenganges werde noch mit den beratenden Banken abgestimmt.

Hunold sagte: „Wenn wir im harten europäischen Wettbewerb weiter wachsen wollen, müssen wir uns auf der Kapitalseite entsprechend aufstellen. Unsere Anteilseigner haben jetzt die Weichen dafür gestellt. Bereits im Vorfeld des Börsenganges haben sie eine Kapitalerhöhung um 130 Millionen Euro vorgenommen.“

„Air Berlin ist reif für die Börse“
Der Air Berlin-CEO hält es für realistisch, dass sich der Marktanteil der Low Cost Carrier in Europa in den nächsten Jahren noch verdoppeln wird. Hunold weiter: „Auch nach Meinung der uns
beratenden Banken ist Air Berlin jetzt reif für die Börse. Wir sind
die zweitgrößte Fluggesellschaft in Deutschland und in den letzten 15
Jahren kontinuierlich gewachsen.“ Die Commerzbank und Morgan Stanley seien als Joint Global Coordinator und als Joint Bookrunner
mandatiert. Über den aus der Transaktion zu erwartenden Erlös könne heute noch keine Aussage getroffen werden. Der hänge in erster Linie vom Umfang der Kapitalerhöhung und der Anzahl der abzugebenden Aktien ab.

Das Unternehmen habe in den letzten Monaten wichtige Vorbereitungen für den Börsengang getroffen. Dazu gehöre auch die
Umwandlung der Komplementärin in eine Public Limited Company (PLC),

die in London registriert ist. Diese Gesellschaftsform ermögliche bessere Vergleiche mit anderen Unternehmen der Branche und erleichtere die Kapitalbeschaffung. Berlin bleibe jedoch  Betriebssitz. Ihre Steuern werde Air Berlin weiterhin in Deutschland bezahlen. Auch für die Mitarbeiter ändere sich nichts. Für die Aktionäre gebe es keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Rechtsform einer AG und einer PLC. Angestrebt werde eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Börse.

Mit dem Aktienangebot würden auch Privatanleger angesprochen. Es sei aber auch vorgesehen, die Aktien bei institutionellen Anlegern im Ausland zu platzieren. Air Berlin werde als PLC ein „one tier-board“ haben. Die mit deutschen Vorständen vergleichbaren „Executive Directors“ sind Joachim Hunold (CEO), Elke Schütt (CCO), Karl Lotz (COO) und Ulf Hüttmeyer (CFO). Die Benennung der „Non Executive Directors“, die dem Aufsichtsrat ähnliche Funktionen übernehmen, ist noch nicht erfolgt. Die derzeitigen Anteilseigener der PLC wollen auch nach dem Börsengang als Aktionäre im Unternehmen bleiben. 

Wachstum auf der ganzen Linie
Hunold nannte in der Pressekonferenz auch die Kennzahlen für dasahr 2005: Mit 13,5 Millionen Passagieren (+ 12,45 %) habe Air Berlin im abgelaufenen Jahr ihre Position als zweitgrößte deutsche
Fluggesellschaft hinter der Lufthansa weiter gefestigt. Der Umsatz
sei um 17 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro gestiegen. Mit einem
Anteil von rund 58 Prozent (+ 24,63 %) sei der Einzelplatzverkauf
nach wie vor der Wachstumsmotor des Unternehmens. Aber auch das Geschäft mit den Reiseveranstaltern habe um 10,3 Prozent ausgeweitet werden können. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Leasingkosten (EBITDAR) belaufe sich im Jahr 2005 auf 153 Millionen Euro, das Eigenkapital auf 197 Millionen Euro.

Die Entwicklung in 2006 beurteilt Hunold optimistisch. Bereits in

den traditionell schwachen Monaten Januar und Februar habe sich die Passagierzahl um 10,6 Prozent und die Auslastung der Maschinen um ein Prozent auf 68,8 Prozent gesteigert. Der durchschnittliche Yield (Ticketumsatz pro one way) liege aktuell bei 79 Euro.

Positionierung auf dem europäischen Markt
Air Berlin ist nach den Worten von Hunold auf dem besten Weg, sich als europäische Airline zu positionieren. In London habe man bereits durch weiterführende Flüge nach Glasgow und Manchester mit der Einrichtung eines Drehkreuzes begonnen. Von Stansted aus fliegt Air Berlin nicht nur mehrere deutsche Städte und Palma de Mallorca, sondern künftig auch Alicante an. Sehr gut angenommen worden sei die Verbindung von Amsterdam nach Palma de Mallorca. Auch Zürich entwickle sich mit seinen Verbindungen nach Palma de Mallorca und Rom langsam zum Drehkreuz. Und auf Mallorca sei der Vorsprung des Marktführers Air Berlin im letzten Jahr mit 4,5 Millionen Gästen gegenüber den Mitbewerbern weiter
gewachsen. Die Gesellschaft bietet im Sommer 2006 wöchentlich mehr als 300 Flüge zu der Balearen-Insel an – und von dort aus schnelle Umsteigeverbindungen zu 16 Zielen auf den Nachbarinseln, dem spanischen Festland und nach Portugal. Daneben bestehen von
Deutschland aus noch zahlreiche Nonstop-Verbindungen zum spanischen Festland.

Insgesamt steuert Air Berlin von Deutschland aus 55 Destinationen
an. Neu im Flugplan sind die Routen nach Paris, Helsinki und
Kopenhagen. Als erfreulich bezeichnete Hunold die Zuteilung von Slots durch die EU-Kommission für vier tägliche Umläufe zwischen Frankfurt und Zürich. Die Verbindungen werden am 24. April 2006 aufgenommen.

Air Berlin hält derzeit 54 Flugzeuge in der Luft. In diesem Jahr
wird noch die Auslieferung von 6 Airbus A 320 aus dem bis 2011
laufenden Großauftrag über insgesamt 60 Maschinen erwartet. Dazu

sollen voraussichtlich noch drei geleaste Airbus A 319 kommen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 2679 Mitarbeiter. Allein im vorigen Jahr wurden 613 Mitarbeiter eingestellt. Jetzt werden 600 weitere gesucht.

Testsiege am laufenden Band
Weitere Wachstumschancen für Air Berlin sieht Joachim Hunold vor
allem deshalb, weil seine Gesellschaft den Gästen einen besseren
Service biete als die meisten Mitbewerber. Das gelte in der Economy Class sowohl gegenüber der Lufthansa als auch im Vergleich mit den konkurrierenden Low Cost Carriern. Air Berlin ging in den letzten zwölf Monaten vielfach als Sieger bei unabhängigen Tests und Gästebefragungen hervor: Testsieger bei der Stiftung Warentest, bester Low Cost Carrier und Ferienflieger bei „Reise & Preise“, beste Billigfluggesellschaft Europas und Nr. 2 in der Welt bei Skytrax, Airline des Jahres bei „Capital“, bester Kurzstreckenflieger bei „The Guardian“, bester Low Cost Carrier bei Travelchannel und ADAC Traveller.

Das Unternehmen ist ständig bemüht, seinen Gästen neben dem reinen Flugangebot auch Mehrwerte zu bieten. Meilengutschriften können Inhaber der kostenfreien Top Bonus-Card bei zahlreichen
Hotelpartnern und Mietwagengesellschaften sowie bei  Finanzpartnern sammeln. Neu ist die Kooperation mit der comdirect bank. Wer eine Top Bonus-Karte besitzt und ein Bankdepot bei comdirect einrichtet, bekommt als „Willkommensgruß“ 7.500 Bonusmeilen geschenkt. Für 12.500 Meilen gibt es bereits einen Freiflug. Und zwar ohne zusätzliche Steuern und Gebühren, wie das sonst bei anderen Airlines üblich ist.

Über Air Berlin
Air Berlin ist die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands und
der drittgrößte Low-Fare-Carrier in Europa. Die Airline wurde 1978 gegründet und befindet sich seitdem auf Wachstumskurs. Mit dem Euro

Shuttle, der europäische Städte miteinander verbindet, hat die Fluggesellschaft neue Maßstäbe gesetzt. Das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis ist für Geschäftsreisende wie für Privatreisende gleichermaßen interessant. Auf Grund des hohen Servicestandards wurde die Airline von Stiftung Warentest im Januar 2005 zum Testsieger im Vergleich mit 15 internationalen Fluggesellschaften gewählt. Air Berlin beschäftigt mehr als 2.650 Mitarbeiter. Die Flotte, die mit einem Durchschnittsalter von weniger als vier Jahren zu den jüngsten in Europa zählt, besteht derzeit aus 54 Maschinen. Die Fluglinie erzielte 2005 einen Umsatz von 1,22 Milliarden Euro und konnte 13,5 Millionen Gästen befördern. Seit Anfang 2004 ist Air Berlin mit 24 Prozent an NIKI, der österreichischen Low Fare Airline von Niki Lauda, beteiligt.







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