Die Sommerferien stehen vor der Tür. Doch für viele Autoreisende geht dem langersehnten Urlaub die bange Frage voraus: Wie groß wird der Reisestress auf den Straßen? Pünktlich zum Ferienstart im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen drohen am kommenden Wochenende die ersten großen Urlaubsstaus.
Berlin – „Die Staus sind ein Beleg für eine verfehlte Mobilitätspolitik der vergangenen Jahre“, kritisiert Jens Hilgenberg, Leiter der Verkehrspolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Immer neue, zusätzliche Autobahnen und Bundesstraßen führen nicht zu einer Entlastung, sondern zu mehr Verkehr.“ Besonders der zunehmende Lastwagen-Verkehr belastet und verstopft die Straßen.
In einer repräsentativen Civey-Umfrage* im Auftrag des BUND spricht sich eine deutliche Mehrheit von 61,9 Prozent der Befragten dafür aus, dass das Bundesverkehrsministerium mehr tun sollte, um den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Statt immer mehr Geld in den Fernstraßenneubau zu stecken, fordert der BUND ein Umdenken in der Mobilitätspolitik. Notwendig ist zudem ein Moratorium für Bau und Planung von Neu- und Ausbauprojekten im Fernstraßenbereich. Die Projekte des Bundesverkehrswegeplans müssen jetzt überprüft und neu bewertet werden. Dabei sind alle umwelt- und klimarelevanten Aspekte einzubeziehen. Während marode Straßen und Schienenwege zerbröseln, weil das Geld für die Sanierung fehlt, plant das Verkehrsministerium mit Milliarden für neue Autobahnen und Bundesstraßen. Längst geplante Verbesserungen im Schienennetz werden seit Jahren aus Kostengründen verschoben.
„Insbesondere der stetig steigenden Lkw-Verkehr belastet Straßen und Brücken enorm, führt zu höherem Verschleiß und damit zu Sperrungen und hohen Sanierungsaufwand. Deshalb muss zukünftig das Geld in den Erhalt der bestehenden Infrastruktur und die Verlagerung von Verkehr auf die Schiene investiert werden. Ziel der Bundesregierung muss es sein, die Transportmenge auf der Schiene bis 2030 zu verdoppeln und gleichzeitig die auf der Straße deutlich zu reduzieren,“ so Hilgenberg.
Mit Blick auf die Situation der Autobahnen und Brücken im bevölkerungsreichsten Bundesland fügt Landesgeschäftsführer Dirk Jansen an: „Nordrhein-Westfalen ist das Stauland Nummer 1. Dafür trägt auch Ministerpräsident Hendrik Wüst die Verantwortung, da er den Straßenneubau forciert hat, anstatt in den Erhalt bestehender Infrastruktur zu investieren. Dauerbaustellen und gesperrte Brücken sind die Folge. Diese Politik führt in die verkehrspolitische Sackgasse und muss endlich beendet werden. Wir erwarten von der neuen Landesregierung einen Paradigmenwechsel: Eine umweltfreundliche Mobilität für alle muss das Ziel sein.“
* Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V. vom 3. bis 6. Juni 2022 bis zu 10.000 deutsche Bundesbürger ab 18 Jahren online zur Mobilitätswende befragt. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des angegebenen statistischen Fehlers repräsentativ für die angegebene Grundgesamtheit.
Hinweis zum Bundesverkehrswegeplan: Der Verkehrswegeplan erkennt den Neu- oder Ausbau von 1.360 Bundesfernstraßenprojekten, also Autobahnen und Bundesstraßen, als „Bedarf“ an. Darunter allein 850 Kilometer Autobahnneubau. Der Bundestag hat diesen Bedarf am 23.12.2016 als Gesetz beschlossen.
Mehr Informationen: Die Umfrage-Ergebnisse finden Sie unter: www.bund.net/umfrage_fernstraßen