Das Hirtendasein ist eine der ältesten Tätigkeiten in den Bergen und Hochebenen Navarras. Die Ursprünge des Schafe- und Kühehütens gehen zurück auf längst vergangene Zeiten und sind Teil der vielfältigen Mythologie der Region Navarra.
Trashumancia – Der Wechsel der Weidegebiete: Nach der Ausweitung der Tierhaltung entwickelte sich nach und nach die Praxis der sogenannten Trashumancia. Darunter versteht man einen klimabedingten Wechsel der Weidegebiete auf verschiedenen Höhenstufen, da diese jeweils nur während einer bestimmten Jahreszeit ausreichend Futter bieten – ähnlich wie hierzulande beim Almabtrieb.
Im September kommen die Hirten mit Tausenden von Schafen aus den Pyrenäen über die Viehpfade auf der Suche nach Weideland für den Winter herab in das Gebiet des Flusses Ebro. Meistens weidet das Vieh in der kalten und trockenen Jahreszeit nah am Wohnort der sesshaften Eigentümer.
Ein bekannter Ort, durch den die Viehpfade führen, ist Cáseda. Dort treffen sich die beiden Pfade, die aus dem Roncal-Tal und dem Salazar-Tal kommen, und führen als ein Weg weiter ins Naturschutzgebiet der Wüstenregion Bardenas Reales. Diese aus Anhöhen, Schluchten und Ebenen bestehende Landschaft wird zum Unterschlupf für die Herden.
Das Ritual lockt Jahr für Jahr Tausende Besucher an, die mittlerweile auch aktiv an der Wanderung teilnehmen können. Zur Morgenstunde geht es los, dann starten die Hirten mit ihren Herden zur Kapelle San Zoilo, dem Rastplatz der Hirten. Der drei Kilometer lange Weg kann sowohl gemeinsam mit den Schafen und Schäfern zu Fuß bestritten, oder aber in der Touristenbahn zurückgelegt werden.
Wie es sich für Navarra gehört, spielt auch zu diesem Anlass köstliches Essen eine wichtige Rolle. Typische Spezialitäten, die angeboten werden, sind „Migas“ – einst das Gericht der Pastoren aus Ziegenkäse, altem Brot, Knoblauch, Salz und Wasser, „Chistorra“, einer typischen Wurst aus Hackfleisch, und natürlich hervorragende Weine aus der Region. Bei Musik und Tanz findet in Cacastillo ein fröhliches Fest statt.
Heruntertreiben der Kühe
Mitten im fruchtbaren Gebiet La Ribera wechseln auch die Kühe ihren Weideplatz. Ein ständiger Begleiter ist dabei der spektakuläre Ausblick auf den Naturpark der Bardenas Reales im Hintergrund. Traditionell führen etwa 60 Reiter die insgesamt 10 zahmen Kühe aus dem Stall, „El Jugatillo“, über die alten Hirten- und Hohlwege bis nach Arguedas.
Wenn die Pferde und Kühe den engen Ortskern durchqueren und an der Plaza General Clemente ankommen, gibt es auch hier ein großes Fest mit Musik, Tanz und reichlich gutem Essen.
Schäfer für einen Tag: das Käse- und Schäfereimuseum
In Uztárroz, dem nördlichsten Dorf des Roncal-Tales, befindet sich das Käse- und Schäfereimuseum. Werkzeuge, Fotos und Kleider illustrieren den althergebrachten Beruf der Schäfer, aber auch die modernen Herstellungsverfahren des schmackhaften Roncal-Käses.
Das Käse- und Schäfereimuseum befindet sich auf dem Gelände der Käsefabrik Kabila Enea, wo der berühmte Schafskäse aus Roncal hergestellt wird. Hier gibt es allerlei Gegenstände und Werkzeuge zu sehen, die im Lauf der Geschichte zur Herstellung des Roncal-Käses – heute mit eigener Ursprungsbezeichnung – benutzt wurden und werden.
Schöne alte Fotos und didaktische Schautafeln sowie sorgfältig ausgewählte Utensilien, die seit jeher zur traditionellen Käseherstellung in den Almhütten benutzt wurden, aber auch Schäferkleidung, Viehglocken oder Eisen für die Brandmarkung erklären die Schafhaltung und die Käseherstellung auf unterhaltsame und interaktive Weise.
Den kostenlosen Besuch des Museums können Besucher auch nutzen, um sich in der Käserei über die modernen Verfahren zu informieren, die bei der Herstellung des Roncal-Käses angewendet werden. Im zugehörigen Shop können Käse und andere traditionell hergestellte Lebensmittel gekauft werden.