TUI Group Vorstandsvorsitzender Fritz Joussen hält Eröffnungsvortrag auf der 1. ITB China in Shanghai. Die weltweit führende Reisemarke kommt auf den größten Reisemarkt. Anders als in Europa soll der Markteintritt in Asien über digitale Technologie erfolgen.
Hannover/Shanghai – Auf der Reisemesse ITB China wird TUI-Group-Chef Joussen als einer der Keynote-Redner den Eröffnungsvortrag halten. Die ITB ist die weltgrößte Fachmesse der internationalen Tourismuswirtschaft, die sonst in der deutschen Hauptstadt Berlin stattfindet. Nun expandiert die Reisemesse mit einem Ableger nach China – dem weltweit größten Reisemarkt. Dort findet die Messe in diesem Jahr erstmals in Shanghai statt.
In seinem Eröffnungsvortrag am Vormittag des 10. Mai 2017 wird Joussen über Wachstum und Innovation auf dem globalen Reisemarkt sprechen und erläutern, wie China und Europa sich in diesem Segment annähern. In seinem Vortrag wird er auch auf die Erschließung potenzieller Märkte in Asien, insbesondere in China, eingehen. Dort sieht TUI großes Potenzial für einen Markteintritt basierend auf der eigenen starken Dachmarke und mit digitalen Technologien sowie nachhaltigen Reiseangeboten „Made in Germany“ für chinesische und asiatische Kunden.
Mit 67.000 Mitarbeitern in aller Welt erzielt die TUI Group einen Jahresumsatz von mehr als 17 Milliarden Euro. Der Konzern ist in 180 Zielgebieten der Erde aktiv und bietet seinen 20 Millionen Kunden verschiedene Reise-Services zusammen mit Partner wie Hotelgroßhändlern, Ausflugsanbietern und zahlreichen anderen Zulieferern.
Die gesamte touristische Wertschöpfungskette findet sich unter dem Dach des Konzerns wieder. Dazu gehören mehr als 300 eigene Hotels und Zigtausende Hotels der Partnerunternehmen, 1.600 Reisebüros, sechs Fluggesellschaften mit rund 150 Flugzeugen und drei Kreuzfahrtgesellschaften mit einer Flotte von aktuell 14 Premium-, Luxus- und Expeditionskreuzfahrtschiffen.
Neben dem angestrebten weiteren Wachstum in den bestehenden europäischen Märkten hat der Konzern vor kurzem sein Zukunftsprogramm „TUI 2022“ vorgestellt. Das Ziel ist, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Milliarde Euro zusätzlichen Umsatz zu generieren und eine Million neue Kunden zu erreichen. Dazu will TUI seine Präsenz und seinen Marktanteil unter anderem in Südamerika und Asien ausbauen. Vor allem die internationale Dachmarke TUI und modernste Software-Technologie sollen dabei helfen, neue Märkte in diesen Regionen zu erschließen.
Aktuell tut sich das Unternehmen in einigen Bereichen noch schwer mit seiner IT und Infrastruktur. So beschweren sich immer mehr Kunden, die im zentralen Callcenter der Tochterfirma TUI-Destination Services in Palma de Mallorca Infomationen während ihres Urlaubsaufenthaltes erhalten wollen über lange Wartezeiten in teuren Telefonhotlines. „Es fehlt an qualifiziertem Personal. Die Vergütung und Arbeitsbedingungen sind schwach, die Technik und stockender Informationsfluss bringen immer wieder neue Probleme mit sich. Entsprechend hoch sind Personalfluktuation und die Zahl der Beschwerden“, so ein TUI-Insider in Palma.
Derweil schaut der Konzernvorstand bereits fasziniert auf die neuen asiatischen, technikgetriebenen Megamärkte. Joussen: „Die Entwicklung unserer Präsenz in China bietet enorme Chancen für unseren Konzern als Qualitäts-Reisemarke mit globaler Reichweite.“
Nach Prognosen der chinesischen Regierung werden chinesische Touristen in den kommenden fünf Jahren 700 Millionen Auslandsreisen antreten. Mit TUI China hat TUI allerdings erst ein Team von 120 Mitarbeitern vor Ort. Zudem baut der Konzern auch auf der langjährigen, und erfolgreichen Partnerschaft mit CTS auf. CTS besitzt das größte Reisebüronetzwerk in China mit etwa 350 Agenturen. Joussen: „Der chinesische Reisemarkt ist im Vergleich zum deutschen Markt wesentlich stärker digital getrieben. Allein in Deutschland besitzt TUI 450 eigene Reisebüros und hat etwa 10.000 Reiseagenturen, die Produkte und Dienstleistungen – darunter auch Chinareisen für unsere europäischen Kunden – vertreiben. Neben TUI China bietet die Eigenmarke Gebeco, bereits seit langem Chinareisen für deutsche Touristen an.
Joussen: „Chinesische Kunden nutzen zunehmend ihr Smartphone für ihre Urlaubsbuchungen. Dies zahlt auf unser Ziel ein, China durch unsere Marke und mithilfe digitaler Technologie als potenziellen Markt zu erschließen und mit unseren chinesischen Partnern modernste Reiselösungen zu entwickeln. China ist nicht nur der größte, sondern zugleich auch der dynamischste Tourismusmarkt der Welt. Innovation „Made in China“ wird ein wichtiger Treiber für unsere Branche werden, und wir freuen uns darauf, unsere Stärke und Expertise in der Touristik mit der ausgezeichneten Position unserer Partner vor Ort zusammenzuführen.“ TUI sieht weitere Chancen, seine international starke Marke in China zu positionieren. Dabei setzt der Konzern auf Kooperationen wie die Partnerschaft mit der Alibaba-Tochtergesellschaft Fliggy. Der Konzern möchte chinesische Reisende inspirieren, TUI-Reisen in die ganze Welt mit besonderem Fokus auf Südostasien sowie die neuen Konzern-Hotels auf den Malediven, in Thailand oder Vietnam zu buchen.
Joussen: „Einige unserer Hotels werden weltweit vermarktet, beispielsweise unser erster Robinson Club auf den Malediven. Dort kommt bereits jetzt der Großteil unserer Kunden aus China, Japan und Korea. Der Club bietet spezielle asiatische Küche, die auch von unseren deutschen Kunden sehr geschätzt wird.“
Die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus und der Schutz der Umwelt sind nach Eigenaussage des Konzerns Kern der Unternehmenskultur. TUIs aktive Umweltberichterstattung sowie das Nachhaltigkeitsmanagement wurden bereits 1996 auf den Weg gebracht. Kritiker werfen dem Konzern jedoch vor, insgesamt noch zu wenig für die Umwelt zu tun.
„Eine intakte Natur ist ein wesentlicher Bestandteil des Reiseerlebnisses von Urlaubern. Nachhaltiger Tourismus kann zu einem Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur sowie Mensch und Gesellschaft in aller Welt beitragen.“
Diese Aussage des Reisekonzerns passt jedoch nicht in den Augen aller zu beispielsweise den Dumpingpreisen mit denen das Unternehmen immer wieder die Sitze seiner sechs Fluggesellschaften in Europa anbietet.