Vater von Germanwings-Opfer bei stern TV: „Mit einem Unfall kann ich umgehen, aber nicht mit einem Mord“


19 Mai 2016 [00:07h]     Bookmark and Share


Vater von Germanwings-Opfer bei stern TV: „Mit einem Unfall kann ich umgehen, aber nicht mit einem Mord“

Foto: Carstino Delmonte



Beim Absturz der Germanwings-Maschine im März 2015 hat Klaus Radner seine Tochter – die Opernsängerin Maria Radner – und seinen 18 Monate alten Enkel Felix verloren. Seither sucht der 61-Jährige nach Antworten – besonders die Frage, warum der psychisch kranke Co-Pilot überhaupt fliegen durfte, lässt ihm keine Ruhe. „Ich war von Anfang an der Meinung, dass man den ganzen Vorfall untersuchen muss. Es kann ja nicht angehen, dass ein depressiver und auffälliger Mensch als Pilot tätig ist. Ich habe von Anfang an recherchiert“, so Radner am Mittwochabend bei stern TV.

Köln – Schon bald nach dem Absturz war bekannt geworden, dass der Co-Pilot Andreas Lubitz, der die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen mit Absicht gegen einen Berg steuerte und 149 Passagiere mit in den Tod riss, psychisch labil und bereits 2008 wegen einer Depression monatelang krankgeschrieben war. 2009 erhielt er dennoch eine Genehmigung der Flugmediziner der Lufthansa, die den damals 21-Jährigen für flugtauglich befand. Klaus Radner hat nun Strafanzeige gegen den flugmedizinischen Dienst der Lufthansa und Verantwortliche des Luftfahrtbundesamtes (LBA) bei der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main gestellt. „Ich möchte, dass der Sache nachgegangen wird: Ja, er hat Schuld oder nein, er hat keine Schuld. Aber man kann nicht sagen: der Pilot ist tot und damit war´s das. Damit gebe ich mich nicht zufrieden“, sagte Radner bei stern TV. „Mit einem Unfall kann ich umgehen, aber nicht mit einem Mord.“

Wie Klaus Radner sieht auch Jurist Klaus Brodbeck Gutachter und die Flugmediziner der Lufthansa, Mutterkonzern von Germanwings, in der Verantwortung. „Bei der Erstuntersuchung 2009 fiel Lubitz durch, wurde als nicht flugtauglich eingestuft. Dann kam eine Wunderheilung in 24 Stunden und ein anderer Professor bescheinigte ihm kurz darauf
die Flugtauglichkeit. Das wiederholte sich ein Jahr später: Der gleiche Arzt sagte wieder Nein“ und Lubitz ging zu einem anderen Arzt, der ihm wiederum die Tauglichkeit bescheinigte“, so Brodbeck live bei stern TV. „Die Fliegerärzte sind Angestellte der Lufthansa und die hätten das niemals zulassen dürfen.“ Es seien viele Fehler gemacht worden, mit einer laissez-faire-Haltung habe man immer wieder über Probleme und Auffälligkeiten hinweggesehen.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat den Eingang der Anzeige bestätigt, die Unterlagen werden derzeit gesichtet. In der Anzeige erhebt Radner schwere Vorwürfe gegen die Lufthansa und deren Flugmediziner – etwa, dass der Co-Pilot ohne eine gültige Lizenz geflogen sei.







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