Airberlin Finanzergebnis 2015 – dürftig: 446.600.000 Euro Verlust und wenig Perspektive


27 Apr 2016 [22:38h]     Bookmark and Share


Airberlin Finanzergebnis 2015 – dürftig: 446.600.000 Euro Verlust und wenig Perspektive

Foto: Carstino Delmonte



Ertrag um 3,7 Prozent verbessert. Das Yield-Ergebnis wurde lediglich um 2,0 Prozent erhöht. Die Auslastung der Airberlin-Flieger verzeichnet einen Anstieg unter einem Prozent. Sondereffekte, der Codeshare-Konflikt und ein Einbruch in der Touristik belasten das Ergebnis der Airline.Berlin – Die Fluglinie Airberlin konnte im Geschäftsjahr 2015 nur wenige Fortschritte erzielen. Der Ertrag pro verfügbarem Sitzplatzkilometer (RASK), der Yield, die Auslastung und die Zusatzerträge sind etwas gestiegen.

Stefan Pichler, Chief Executive Officer: „Obwohl Airberlin im Geschäftsjahr 2015 einen Ganzjahresverlust von 446,6 Millionen Euro verbucht, zeigen die wesentlichen operativen Kennziffern in die richtige Richtung.“

Das Geschäftsergebnis 2015
Der Gesamtumsatz pro verfügbarem Sitzplatzkilometer (RASK) erhöhte sich entgegen dem allgemeinen Markttrend deutlich um 3,7 Prozent auf 7,31 Eurocent (2014: 7,05 Eurocent). Der Umsatz pro Fluggast (Yield) konnte im Berichtsjahr um 2,0 Prozent auf 120,31 EUR (2014: 117.90 EUR) gesteigert werden. Insgesamt stiegen die Ancillary-Erträge um 4,2 Prozent auf 191 Millionen Euro (2014: 183 Millionen Euro), dies entspricht einem Anstieg um 9,2 Prozent pro Passagier.

Die am häufigsten gebuchten Zusatzleistungen waren Sitzplatzreservierungen, gefolgt von zusätzlichem Gepäck und Verkäufen an Bord. airberlin verbesserte ihre Durchschnittserlöse deutlich, insbesondere durch Premiumprodukte wie zum Beispiel die 40 zusätzlichen XL-Sitze in der Economy Class, mit denen jedes Langstreckenflugzeug ausgestattet wurde. Der Erlös aus dem Bodenservice – Frachteinnahmen, technische Dienstleistungen und Wet-Lease-Umsatz – sowie weitere Dienstleistungen inkl. Ancillary-Erträge stieg 2015 um 6,3 Prozent auf 343,9 Millionen Euro (2014: 323,5 Millionen Euro).

Im Zuge der Netzwerkoptimierung in 2015 wurde die Kapazität um 6,8 Prozent reduziert. Die angebotenen Sitzplatzkilometer (ASK) verringerten sich dabei um 5,4 Prozent auf 56 Milliarden (2014: 59 Milliarden). Die verkauften Sitzplatzkilometer (RPK) gingen um 4,6 Prozent auf 47,0 Milliarden zurück (2014:  49,3 Milliarden).

Dadurch stieg die Auslastung gemessen am Sitzladefaktor (RPK/ASK) um 0,7 Prozentpunkte auf 84,2 Prozent (2014: 83,5 Prozent).

Der Konzernumsatz verringerte sich im Geschäftsjahr 2015 trotz der Kapazitätsreduzierung von 6,8 Prozent sowie der – vor allem im vierten Quartal – instabilen Lage des globalen Reisemarkts um nur 2 Prozent auf 4.081,8 Millionen Euro (2014:  4.160,2 Millionen Euro). Die Passagiereinnahmen gingen um 2,7 Prozent auf 3.639,3 Millionen Euro (2014:  3.739,2 Millionen Euro) zurück.

Die Gesamtkosten sanken um 1,5 Prozent auf 4.388,7 Millionen Euro (2014: 4.453,9 Millionen Euro), sodass das Betriebsergebnis (EBIT) des Geschäftsjahres 2015 -307,0 Millionen Euro (2014:  -293,8 Millionen Euro) beträgt.  Bereinigt um die Einmaleffekte aus Restrukturierungsrückstellungen, Kosten aufgrund der Umstellung auf eine einheitliche Flotte und sonstigen betrieblichen Einmalaufwendungen in Höhe von 92 Millionen Euro beläuft sich das bereinigte EBIT auf -215,4 Millionen Euro.

Der operative Cashflow verbesserte sich aufgrund von den im operativen Ergebnis enthaltenen Nicht-Aufwendungen sowie einem verbesserten Umlaufvermögen von -263,4 Millionen Euro im Jahr 2014 auf -151.1 Millionen Euro.

Bereinigt um Einmaleffekte stiegen die Stückkosten um 1,9 Prozent, da die teils fixen Kosten aus Flugzeugbesitz, Besatzung und Gemeinkosten nicht in demselben Maße reduziert werden konnten wie die Kapazität.

Das Konzernergebnis verringerte sich auf -446,6 Millionen Euro (2014: -376,7 Millionen Euro); dieser Wert wurde durch nicht-liquiditätswirksame Aufwendungen für latente Steuern und die Bewertung langfristiger Verbindlichkeiten und Derivate negativ beeinflusst.

Die volumenbereinigten Treibstoffkosten waren im Jahr 2015 um 4,5 Prozent (43 Millionen Euro) niedriger als im Vorjahr.

Airberlin hat 2015 eine neue Distributionsstrategie zur individuelleren Zielgruppenansprache implementiert und sein Produktangebot so besser an die  jeweiligen Kundenbedürfnisse ausgerichtet. Einen weiteren wesentlichen Beitrag zur positiven Umsatzentwicklung leistete die Einführung eines neuen IT-gestützten Revenue-Management-Systems, das dazu beigetragen hat, die Ertragssituation von airberlin zu verbessern – eine Entwicklung, die sich in Zukunft weiter fortsetzen wird.

Stärkung unseres Netzwerks
Pichler kommentiert: „Wir haben im Jahr 2015 die Entscheidung getroffen, mehr Langstreckenflüge anzubieten, vor allem in die USA. Dieses Segment bietet Wachstum und bessere Margen und sorgt für eine höhere Kundenbindung, während wir uns stetig zu einem Netzwerk-Carrier weiterentwickeln.“

Ab Sommer 2016 wird Airberlin von ihren beiden Drehkreuzen in Berlin und Düsseldorf aus rund 90 Langstreckenziele anbieten.

Pichler weiter: „Darüber hinaus bauen wir unsere Zusammenarbeit mit Alitalia aus und schaffen weitere Flugverbindungen zwischen Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Unsere Kunden profitieren so von bis zu 25 Prozent mehr wöchentlichen Nonstop-Flügen nach Italien. Die engere Zusammenarbeit mit Alitalia ebnet den Weg hin zu größerer Wettbewerbsfähigkeit, und unsere gemeinsamen Passagiere profitieren bereits jetzt von mehr Reisekomfort, besseren Verbindungen und einem wesentlich attraktiveren Streckennetz.

Die Partnerschaft mit Etihad Airways bietet eine bessere Auswahl an Flügen und Zielen für die Passagiere und birgt ein starkes Wachstumspotenzial. Insgesamt haben beide Fluggesellschaften im Jahr 2015 einen Zuwachs bei den Passagierzahlen um mehr als 20 Prozent auf 720.000 verzeichnet.

Die Passagiere profitieren besonders von den zahlreichen Verbindungen nach Asien, Afrika und Australien, die Etihad Airways von seinem Drehkreuz in Abu Dhabi aus anbietet. Zusammen mit Etihad Airways und seinen sechs Partner-Fluggesellschaften bieten wir unseren Passagieren ein wettbewerbsfähiges globales Netzwerk mit über 350 Flugzielen auf sechs Kontinenten an.“

Durch die Luftfahrtallianz oneworld erhalten airberlins Passagiere außerdem Zugang zu einem globalen Streckennetz von mehr als 1.000 Zielen in über 150 Ländern. Mehr als 1,5 Millionen Passagiere haben die Luftfahrtallianz 2015 in Anspruch genommen.

Allerdings hatten verschiedene Faktoren negativen Einfluss auf das Ergebnis 2015, insbesondere der langwierige und schädliche Codeshare-Konflikt im letzten Quartal bis zu Beginn des laufenden Jahres.

„Auch wenn die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg für uns und unseren Partner Etihad Airways einen positiven Ausgang hatte, so mussten wir dennoch in diesen Monaten einen Verlust in Höhe von 40 Millionen Euro verkraften“, so Pichler weiter.

Das Unternehmen konnte in 2015 nur im geringen Umfang von der günstigen Kerosinpreisentwicklung aufgrund bestehender Hedging-Transaktionen, verbunden mit dem starken US-Dollar, profitieren. Die Fluggesellschaft hätte sich bereits im vergangenen Geschäftsjahr um einen Ergebnisbetrag von 200 Millionen Euro verbessern können.

Stefan Pichler dazu weiter: „Im Jahr 2016 werden wir von der relativ günstigen Kerosinpreisentwicklung in Höhe von 250 Millionen Euro profitieren. Unser Ergebnis reflektiert auch Einmaleffekte aus der laufenden Restrukturierung und sonstigen betrieblichen Einmalaufwendungen in Höhe von rund 92 Millionen Euro. Darüber hinaus haben wir unsere Kapazität um sechs Prozent reduziert, was zu einer kapazitätsbedingten Verringerung unserer Erträge geführt hat.“

Pichler fasst zusammen: „Wir haben unsere Vertriebsaktivitäten reorganisiert und einen fokussierten Unternehmens- und Netzwerkansatz entwickelt. Insgesamt konnten wir zum ersten Mal seit vier Jahren die Stückerträge deutlich steigern. Im Geschäftsjahr 2015 erzielten wir dadurch ein Umsatzplus pro Fluggast in unserem Netzwerk von 2 Prozent.

Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Performance und Kostenstruktur im laufenden Geschäftsjahr 2016 verbessern, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Wesentliche Treiber sind der Ausbau unserer beiden Drehkreuze in Berlin und Düsseldorf, die Vertiefung der Partnerschaft mit Etihad Airways Partners sowie oneworld und die geringen Treibstoffpreise.“

„Etihad Airways steht eng an unserer Seite und Airberlin spielt eine wichtige Rolle innerhalb dieser Partnerschaft. Unsere Fluggesellschaft hat ihrem Partner mehr als 140 Millionen Euro aus direkten Passagiereinnahmen eingebracht. Unsere Aktionäre unterstützen uns bei der grundlegenden Neuausrichtung der Airberlin, jedoch stehen wir weiterhin vor wichtigen Entscheidungen, die ein klares Commitment aller interner und externer Stakeholder erfordern“, führt Stefan Pichler aus.







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