Rechenspiele des Konzerns sehen Wertzuwachs kurz nach
Verkauf des Bundes bei 25 Prozent.
Köln – Bundesregierung sieht in der Infrastruktur Chancen auf außerordentliche Gewinne aus stillen Reserven. Mittelfristig erhöhter Erneuerungsbedarf der GleiseDie hoch verschuldete Deutsche Bahn plant nach ihrer Teilprivatisierung eine Milliarden-Dividende. Das steht in internen Dokumenten der Bahn, die das Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ zitiert (Ausgabe 20/2006, EVT 14. September). Das als „Entwurf“ titulierte Arbeitspapier „Fragen und Antworten zur Privatisierung der DB AG“ nennt als Zeitpunkt der Privatisierung das Jahr 2008. „Das Emissionsvolumen orientiert sich an einem anvisierten Kapital-Anteil der Neuaktionäre von 27 Prozent“, heißt es laut ‚Capital‘ weiter. Der Bund soll 6,2 Milliarden Euro erlösen, die Bahn zum Börsenstart 23 Milliarden Euro wert sein. Was die künftigen Aktionäre kassieren könnten, hat die Bahn bereits berechnet:
„Dividendenzahlungen erfolgen ab 2009, die Höhe bemisst sich an einer Dividenden-Rendite von vier Prozent (rund 1,1 Milliarden Euro in 2009).“ Demnach soll der Börsenwert der Bahn dann bei 27,5 Milliarden Euro liegen, das Kursplus also kurz nach dem Verkauf bei 25 Prozent. Nach Auskunft eines Bahn-Sprechers handelt sich um „Rechenspiele“.
Tatsächlich könnten in den Bahn-Bilanzen hohe stille Reserven
stecken, berichtet ‚Capital‘ weiter. So schreibt der
Lenkungsausschuss der Bundesregierung in einem unveröffentlichten
Argumentationspapier, der Eigentümer der Infrastruktur könne
„gegebenenfalls auch von der Auflösung stiller Reserven in Immobilien und Rückstellungen profitieren“. Interne Dokumente der Bahn belegen, wie viel Geld Verkäufe von Flächen in der Praxis einbringen könnten:
Bei fünf Arealen, über deren Verkauf der Aufsichtsrat auf einer einzigen Sitzung zu entscheiden hatte, summierte sich die Differenz zwischen Verkaufserlös und Bilanzwert auf fast 140 Millionen Euro. Im Jahr 2004 hätte dieser Wert fast den kompletten jährlichen Gewinn vor Steuern ausgemacht. Die Bahn teilte dagegen mit, erkennbare stille Reserven gebe es nicht.
Schwachstelle der Bahn sind ausgerechnet die Schienen selbst. Wie
‚Capital‘ aus dem vertraulichen „Infrastrukturzustandsbericht 2005“
des Konzerns zitiert, betrage das Durchschnittsalter der Gleise
derzeit 19,6 Jahre. „Die Altersverteilung indiziert, dass mittelfristig ein im Vergleich zu den letzten Jahren erhöhter Erneuerungsbedarf absehbar ist“, gibt die Bahn in dem Bericht zu.