Deutsche Flugsicherung im Umbruch


09 Jul 2007 [08:24h]     Bookmark and Share




DFS-Chef setzt weiter auf Privatisierungskurs

Die DFS Deutsche Flugsicherung kann schon innerhalb der kommenden zwei Jahre kapitalprivatisiert werden. Davon geht DFS-Chef Dieter Kaden aus, wie er heute auf der DFS-Jahrespressekonferenz erklärte. Bereits im kommenden Winter könnte das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen sein, sodass dann im Frühjahr 2008 der Startschuss für die Privatisierung fallen würde. Auch wenn die DFS lediglich das Objekt dieses Prozesses und nicht Handelnder sei, begrüßte Kaden ausdrücklich das Vorhaben der Bundesregierung, da er sich eine bessere Ausgangslage im liberalisierten europäischen Flugsicherungsmarkt ausrechne. Den Beweis dafür, dass der Wettbewerb nicht nur Phantasie ist, sondern real existiert, liefert die Situation an den deutschen Regionalflughäfen. Dort besteht der Wettbewerb seit dem 22. Juni 2007. Zehn Regionalflughäfen haben ein Angebot der österreichischen Flugsicherung Austrocontrol angenommen, neun Flughäfen haben Verträge mit der DFS-Tochter „The Tower Company“ abgeschlossen und drei Flughäfen haben sich selbst zertifizieren lassen.

Was die Zahlen angeht, so ist die DFS für die anstehenden Veränderungen in Europa bestens gerüstet. Obwohl Deutschland mit knapp drei Millionen kontrollierten Flügen das verkehrsreichste Land in Europa ist, so führt die DFS in Punkto Sicherheit und Pünktlichkeit ebenfalls die Rangliste unter den europäischen Flugsicherungsorganisationen an – zwei Aspekte, die neben der Produktivität eine entscheidende Rolle im Wettbewerb mit den europäischen Flugsicherungsanbietern spielen.

Lediglich zwei Luftfahrzeugannäherungen der Kategorie B * konnte die unabhängige Expertenkommission APEG (Aircraft Proximity Evaluation Group) ** feststellen, von denen die Flugsicherung für eine verantwortlich war.

Auch die Pünktlichkeit konnte im vergangenen Jahr einen neuen Rekord verbuchen. 97,3 Prozent (Vorjahr 97 Prozent) aller Flüge im deutschen Luftraum hatten keine flugsicherungsbedingten Verspätungen. „Auf dieses Ergebnis“, so Kaden, „sind wir auch im Hinblick auf die Klimadiskussion stolz.“ Das Ergebnis bedeute nämlich auch einen geringeren Treibstoffverbrauch und damit einen verminderten Schadstoffausstoß. Umweltbelastende Umwege oder Warteschleifen betrafen im vergangenen Jahr nur ein Prozent aller Flugwege – für Kaden in einem so verkehrsreichen und komplexen Luftraum wie dem deutschen, „ein phantastisches Ergebnis“.

Die Produktivität, ein weiteres Kriterium für den Wettbewerb im Einheitlichen Europäischen Himmel (SES – Single European Sky), konnte erheblich gesteigert werden. So sanken die Stückkosten im Bereich An- und Abflug seit 2002 um 26 Prozent, von 203 auf 149 Euro im Jahr 2006. In der Strecke konnte ein Rückgang der Stückkosten um 13 Prozent von 61 Euro im Jahr 2002 auf 53 Euro im vergangenen Jahr verbucht werden.

Der Umsatz verringerte sich auf 875 Millionen gegenüber 881,7 Millionen im Jahr 2005. Der Jahresüberschuss stieg 2006 auf 26,9 gegenüber 18,2 Millionen Euro im Jahr 2005. Die Flugsicherungsgebühren, die die Luftraumnutzer der DFS für ihre Dienstleistung zahlen, wurden im vergangenen Jahr um 11,5 Prozent in der Strecke gesenkt. Demgegenüber mussten die An- und Abfluggebühren leicht – um 2,6 Prozent – erhöht werden.

* Stichwort Kategorie A und B

Kategorie A: Akute Zusammenstoßgefahr. Eine Luftfahrzeugannäherung, bei der die Gefahr eines Zusammenstoßes bestand.

Kategorie B: Sicherheit nicht gewährleistet. Eine Luftfahrzeugannäherung, bei der die Sicherheit hätte gefährdet sein können und entweder ein Pilot oder ein Fluglotse eingreifen musste.







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