Luftverkehr in Deutschland: Die Anforderungen sind gewachsen


05 Mrz 2008 [08:22h]     Bookmark and Share


Luftverkehr in Deutschland: Die Anforderungen sind gewachsen

Luftverkehr in Deutschland: Die Anforderungen sind gewachsen



Deutschland ist beim Flugverkehr nicht nur das verkehrsreichste Land Europas, sondern auch eines der pünktlichsten. Das zeigen die Verkehrszahlen, die die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in ihrem Mobilitätsbericht heute in Langen präsentierte.

3,12 Millionen Flüge wurden 2007 von den Fluglotsen der DFS durch den deutschen Luftraum geleitet – das sind erstmals mehr als drei Millionen in einem Jahr. Damit hat sich die Zahl der Flugbewegungen in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt.

2007 erreichten 96,3 Prozent aller Flüge ohne flugsicherungsbedingte Verzögerung ihr Ziel. „Das ist zwar nicht ganz so gut wie im Vorjahr. Aber immer noch hervorragend, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht“, sagte DFS-Chef Dieter Kaden. Und es ist eine deutliche Verbesserung gegenüber früher: Im Jahr 2000 hatte die Pünktlichkeit der DFS noch bei rund 90 Prozent gelegen.

Europaweit sind zwölf Prozent der Verspätungen auf die Flugsicherungen zurückzuführen. Bei innerdeutschen Flügen, die sich ausschließlich unter der Kontrolle der DFS befinden, sind es gerade mal vier Prozent – ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte aller Verspätungen in Deutschland (56 Prozent) sind den Fluggesellschaften zuzurechnen. 16 Prozent gehen auf das Wetter und 15 Prozent auf die Flughäfen zurück. Acht Prozent aller Verspätungen – doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt – haben ihre Ursache in den Security-Anforderungen an den deutschen Flughäfen.

In diesem Zusammenhang wies Kaden auf den Beitrag der DFS zum Umweltschutz hin. „Die Abweichungen von der geplanten Flugstrecke durch Umwege und Warteschleifen machen nur ein Prozent der Gesamtstrecke aus“, betonte der DFS-Chef. Und nur acht Prozent der Flüge im deutschen Luftraum wichen von der Ideallinie, der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten, ab. „Das bedeutet: 92 Prozent der Flugzeuge halten diese Ideallinie ein. Im oberen Luftraum sind es sogar 97 Prozent.“

Unverändert hoch ist das Sicherheitsniveau im deutschen Luftraum. Das zeigt die Zahl der Luftfahrzeugannäherungen, die von einer unabhängigen Expertenkommission, der Aircraft Proximity Evaluation Group (APEG), untersucht und bewertet werden. Als die DFS 1995 erstmals die Zwei-Millionen-Marke bei den Flugbewegungen überschritt, wurden noch 23 Luftfahrzeugannäherungen
gezählt. Obwohl seither noch einmal eine Million Flugbewegungen hinzukamen, ist dieser Wert deutlich gesunken. Seit 2003 liegt die Zahl der Luftfahrzeugannäherungen im einstelligen Bereich. 2007 gab es insgesamt sechs Luftfahrzeugannäherungen (2006: 2). Drei Fälle (2006: 2) fielen in die Kategorie „Sicherheit nicht gewährleistet“; sie gehen auf das Konto der DFS. Für die drei übrigen Annäherungen (2006: 0), bei denen nach Einschätzung der APEG die akute Gefahr eines Zusammenstoßes bestand, waren verschiedene Partner verantwortlich. Ein Fall wurde von der DFS-Tochter The Tower Company verursacht. „Dass wir den Rekordwert aus dem Vorjahr nicht wiederholen konnten, ärgert uns natürlich“, sagte Kaden. „Aber so ist das eben, wenn man Rekordwerte erreicht. Irgendwann wird es sehr schwer, sie noch zu überbieten.“

Auch im Jahr 2007 setzte sich der Trend der Vorjahre fort: Immer mehr Flugzeuge überfliegen das zentral gelegene Deutschland, ohne hier zu landen. Während der Anteil der Überflüge auf 34,8 Prozent (2006: 34,3 Prozent) stieg, nahm der Anteil der innerdeutschen Flüge weiter ab: Er sank auf 13,6 Prozent (2006: 14,2 Prozent). Absolut gesehen wuchs die Zahl der Inlandsflüge erstmals wieder an. Allerdings fiel der Anstieg mit 0,4 Prozent minimal aus.

Bei den Verkehrsströmen zeigt sich eine Verschiebung in Richtung Osteuropa sowie in den Nahen und Fernen Osten. So hat sich Polen in der Rangfolge der ausländischen Flugziele seit Anfang des neuen Jahrtausends vom dreizehnten auf den zehnten Rang vorgeschoben. Dahinter liegt bereits Russland (2001: Platz 15). Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, China oder Indien verzeichneten in dieser Zeitspanne sogar dreistellige Wachstumsraten.

Auch die Zusammensetzung des Verkehrs hat sich geändert. 2007 nahm der Anteil der Low-Cost-Carrier am Gesamtverkehr auf 22,5 Prozent (2006: 19,1 Prozent) zu. 2001 hatte ihr Marktanteil noch unter fünf Prozent gelegen. Prozentual gesehen profitieren vor allem die kleinen Regionalflughäfen von dieser Entwicklung, zu deren Hauptkunden die Low-Cost-Carrier gehören. Der Hauptteil des Low-Cost-Verkehrs findet allerdings an den großen Flughäfen statt. Die meisten Billigflüge wurden 2007 an den Flughäfen Köln/Bonn, München und Berlin/Tegel gezählt.

Angesichts der Verkehrssteigerungen wird die deutsche Flugsicherung die Zahl der Fluglotsen in den nächsten Jahren erhöhen. Dafür wird nicht nur die Suche nach Nachwuchs und die Ausbildung eigener Lotsen verstärkt: Erstmals in ihrer Geschichte sucht die DFS fertig ausgebildete Fluglotsen. Über 160 Bewerbungen aus aller Welt liegen bereits vor. „Wenn der Flugverkehr wächst, dann wachsen die Anforderungen an die Flugsicherung“, sagte Kaden. „Und ich kann mit Stolz sagen: Wir, die deutsche Flugsicherung, sind diesen Anforderungen gewachsen.“







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