Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ hat in ganz Deutschland ein Jakobsweg-Fieber ausgelöst. Eine ebenso interessante, aber bedeutend unbekanntere Kulturroute ist der „Weg der Guten Menschen“ in Katalonien.
Die Katharer, die sich selbst als „bons homes“ oder „gute Menschen“ bezeichneten, erreichten Katalonien zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Kreuzritter und der Inquisition in Okzitanien wurden sie vom katalanischen Adel aufgenommen. Ihr Fluchtweg führte von Frankreich über die Pyrenäen von einem dürftigen Zufluchtsort zum nächsten über die Regionen L’Alt Urgell, La Cerdanya oder Berguedà schließlich auf katalanisches Gebiet.
Eine als Fernwanderweg GR-107 markierte Route verbindet das in der Nähe von Berga gelegene Heiligtum von Queralt über den Naturpark Cadí-Moixeró mit der mythischen Burg Montsegur in der französischen Region Ariège. Sie folgt so den Spuren der Katharer auf ihrem Weg ins Exil. An der Route, die man je nach Etappe im Auto, zu Fuß, zu Pferd oder auf dem Fahrrad zurücklegen kann, liegen unter anderem Bagà, Gósol und Bellver de Cerdanya. Wer diesem Weg durch die
Pyrenäen folgt, erlebt dieselben Landschaften wie jene Männer und Frauen im Mittelalter bei ihrem Kampf für die Freiheit.
Ausgangspunkt der Route ist das Sanktuarium von Queralt in Berga in den Pyrenäen. Wegen seiner privilegierten Lage in 1200 Metern Höhe in der Serra de Queralt wird das Heiligtum aus dem 17. Jahrhundert auch als „Balkon Kataloniens“ bezeichnet. Im ehemaligen Gästehaus befindet sich heute ein Restaurant. Im Sanktuarium selbst wird eine gotische Madonnenfigur aus dem 14. Jahrhundert verehrt.
In der Ortschaft Gósol in den Pyrenäen ist noch der alte befestigte Ortskern aus dem 11. Jahrhundert zu sehen. In der teilweise noch erhaltenen Burg, die auch besichtigt werden kann, boten die Barone von Pinós den katharischen Flüchtlingen Schutz.
In dem am Fuße des Pedraforca-Massivs gelegenen Ort Saldes sind die Burgruine aus dem 11. Jahrhundert, die im 9. Jahrhundert geweihte Pfarrkirche Sant Martí und die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert von besonderem Interesse.
Der Weg führt auch direkt durch das prachtvolle, mittelalterliche Bagà, die Hauptstadt der Freiherren von Pinós und Mataplana. Beim Spaziergang durch das historische Zentrum kann man die Kirche Sant Esteve aus dem 9. Jahrhundert bewundern und den Freiherrenpalast, in dem das „Zentrum für das Mittelalter und die Katharer“ untergebracht ist. Es vermittelt Kenntnisse über die Geschichte der Katharer auf katalanischem Gebiet.
Bellver de Cerdanya wurde von den Grafen von Rosellón und der Cerdanya, Nunó Sanç, gegründet, der sich aktiv für die Katharer einsetzte. Der mittelalterliche Ortskern aus dem 13. Jahrhundert ist sehr gut erhalten. Einen Besuch lohnen vor allem die Kirche Sant Jaume und der von einem Säulengang umgebene Platz. Ganz in der Nähe von Bellver liegt die Kirche Santa Maria de Talló aus dem 11. Jahrhundert, die als die Kathedrale der Romanik in der Cerdanya gilt. Zwölf weitere Kirchen befinden sich in der Umgebung von Bellver, von denen zwei besonders sehenswert sind: Vorromanischen Ursprungs ist die Kirche Sant Julià in Pedra. Sie wurde unter Verwendung der Reste einer alten Burg auf der Spitze eines Felsens errichtet. Die Wallfahrtskirche Sant Serni de Coborriu aus dem 12. Jahrhundert besticht durch ihre strategische Lage am Weg von Bellver de Cerdanya in das Inglatal.
Foto: Turespaña Düsseldorf