Kult des Künstlers: Zehn Ausstellungen über Genies, Kunstrevolutionäre und Pop-Idole


19 Sep 2008 [10:01h]     Bookmark and Share




Noch bevor die spektakuläre Babylon-Ausstellung im Pergamonmuseum am 5. Oktober ihre Tore schließt, starten die Staatlichen Museen zu Berlin mit einem großen Ausstellungszyklus zum „Kult des Künstlers“ in den Berliner Kunstherbst.

Am 1. Oktober eröffnet die Alte Nationalgalerie zwei von insgesamt zehn Ausstellungen, die bis Februar 2009 Künstlermythen der Vergangenheit, Kult-Künstler des 20. Jahrhunderts wie Joseph Beuys und Andy Warhol aber auch kritische Positionen präsentieren.

Der Ausstellungsreigen konzentriert sich auf drei Orte: Während die Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel Hans von Marées, Karl Friedrich Schinkel, Clemens Brentano und deutschen Künstlermythen des 19. Jahrhunderts insgesamt drei Ausstellungen widmet, zeigt die Neue Nationalgalerie am Kulturforum Potsdamer Platz eine umfassende Retrospektive zum Werk Paul Klees sowie eine raumgreifende Installation des zeitgenössischen Künstlers Jeff Koons. Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin stellt mit Andy Warhol und Joseph Beuys zwei der prominentesten Kunstidole der jüngeren Vergangenheit vor und lässt gleichzeitig Künstler wie Martin Kippenberger zu Wort kommen, die das überlieferte heroische Künstlerbild radikal in Frage stellen.

Hans von Marées (1837-1887) ist einer der Künstler des 19. Jahrhunderts, die – von ihren Zeitgenossen unverstanden – seit Beginn des 20. Jahrhunderts als einsam schaffender Genius verehrt werden. Berühmt wurde er vor allem durch seine Fresken von 1873 in der Station für Meereszoologie in Neapel, in denen er die neapolitanische Landschaft und den Alltag der Fischer stark formalisierte und idealisierte. Die Alte Nationalgalerie zeigt in ihrem Mittelgeschoß rund 100 Gemälde, Skulpturen und großformatige Rötelzeichnungen des Künstlers („Hans von Marées. Sehnsucht nach Gemeinschaft“, 1.10.2008 – 11.1.2009).

Gleichzeitig thematisiert die Alte Nationalgalerie in der Ausstellung „Künstlermythen. Das 19. Jahrhundert“ (1.10.2008-18.1.2009) die Lebensbedingungen von Künstlern, ihr Selbstverständnis, ihre Freundschaften und Zusammenschlüsse in Künstlerbünden. Der Freundschaft zwischen dem berühmten Berliner Baumeister Karl Friedrich Schinkel und dem Dichter Clemens Brentano, gilt die dritte Ausstellung des Ausstellungszyklus in der Alten Nationalgalerie (9.10.2008-11.1.2009).

Nur kurz nach der Alten Nationalgalerie eröffnet der Hamburger Bahnhof am 3. Oktober drei weitere Schauen zum „Kult des Künstlers“. Unter dem Titel „Beuys. Die Revolution sind wir“ (3.10.2008-25.1.2009) wird nicht nur die Kunst von Joseph Beuys sondern Beuys selbst, als Künstler, als Denker, als Mensch vorgestellt. Dokumente, Schriften, Filme, Fotografien und audiovisuelle Materialien illustrieren Beuys revolutionäre Ideen zur Beziehung zwischen Kunst und Gesellschaft. Sie werden kombiniert mit künstlerischen Schlüsselwerken aus der Sammlung Erich Marx sowie mit Leihgaben aus ganz Europa.

Kaum ein anderer Künstler hat so massenwirksame Kunst-Ikonen geschaffen wie Andy Warhol. „Celebrities. Andy Warhol und die Stars“ (3.10.2008 11.1.2009), die zweite Ausstellung des Hamburger Bahnhofs, zeigt, wie Warhol Pop-, Film- und Politstars wie Marilyn Monroe, Elvis Presley oder Mao mit seinen Bildern zu unsterblichen Pop-Ikonen stilisiert hat.

Ganz anders ist der Umgang mit dem „Kult des Künstlers“ in der dritten Ausstellung des Hamburger Bahnhofs. Unter der Überschrift „Ich kann mir nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden“ (3.10.2008-22.2.2009) werden künstlerische Positionen von Martin Kippenberger, Marcel Broodthaers, Marcel Duchamp, Maria Eichhorn, Bruce Nauman und anderen Künstlerinnen und Künstlern seit den 1960er-Jahren vorgestellt, die das idealisierte Bild vom autonomen, genialisch schaffenden Künstler humorvoll oder sarkastisch attackieren. Ende Oktober folgt das nächste Highlight im Ausstellungsreigen mit der großen Paul Klee-Retrospektive „Das Universum Klee“ in der Neuen Nationalgalerie (31.10.2008-8.2.2009). Erstmals seit 85 Jahren ist in Berlin wieder eine umfassende Werkschau mit rund 250 Meisterwerken des Jahrhundertkünstlers zu sehen. Wie ein Enzyklopädist hielt Paul Klee (1879-1940) alle Themen, die das Individuum, die Gesellschaft, Kunst, Natur, Religion und Kosmos betreffen, in seinen Kunstwerken fest. So entstand ein künstlerisches Universum getreu Klees programmatischer Ankündigung von 1906: „Alles wird Klee sein“.

Zeitgleich zur Klee-Ausstellung wird in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie eine Installation von Jeff Koons (geb. 1955), einem der berühmtesten Gegenwartskünstler, aufgebaut. Die hochglänzenden Großskulpturen stammen aus der spektakulären „Celebration“-Serie, an der Koons seit Anfang der 1990er-Jahre arbeitet. Koons liebt das Spiel mit dem Schrillen, Lauten und Bunten und beherrscht wie kaum ein anderer die Inszenierung seiner eigenen Person im Bild und durch Bilder.

Gleich neben der Neuen Nationalgalerie, in den Ausstellungshallen am Kulturforum Potsdamer Platz werden unter dem Titel „Unsterblich! Der Kult des Künstlers“ die Höhen und Abgründe europäischer und außereuropäischer Künstlerkulte zusammenfassend untersucht (28.10.2008-15.2.2009). Einen Brückenschlag über die Zeiten und Kulturen hinweg wagt auch das Ägyptische Museum, das Werke des Bildhauers und Graphikers Alberto Giacometti (1901-1966) in Dialog mit altägyptischen Skulpturen treten lässt („Giacometti, der Ägypter“, 29.10.-31.12.2008).







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