Mit einer erstaunlichen Vielfalt endemischer Fauna und Flora gilt Madagaskar als „Hotspot der Biodiversität“.
Selb / Bad Homburg – Zu den besonderen Attraktionen zählen die Lemuren, Halbaffen, die schon seit Urzeiten auf der Insel im Indischen Ozean leben. Doch auch schillernde Chamäleons und massige Baobab-Bäume sind hier beheimatet. Menschen, die noch ursprüngliche Natur erleben möchten und weniger auf der Suche nach Luxus und Komfort sind, werden von Madagaskar und der herzlichen Freundlichkeit der Bevölkerung begeistert und beeindruckt sein.
Die Lemuren, die als nächste lebende Entsprechung des Urtiers gelten, aus dem die Primaten einschließlich des Menschen hervorgingen, verdanken ihr Überleben der Tatsache, dass sich die Tierwelt Madagaskars nach der Zerbrechung des Urkontinents Gondwana vor 60 Millionen Jahren isoliert entwickeln konnte. Und sie haben bis heute – außer der Frettkatze – keine natürlichen Feinde. Benannt wurden die überwiegend nachtaktiven Tiere nach den „Lemures“, was in der römischen Mythologie soviel wie „die nächtlich umherschweifenden Seelen oder Geister der Verstorbenen“ hieß. Es handelte sich dabei um Totengeister, die keine Grabstätten bekommen oder zu ihren Lebzeiten Straftaten begangen hatten. Über 70 Lemurenarten gibt es auf Madagaskar, wobei in den undurchdringlichen Wäldern immer wieder neue Arten entdeckt werden, zuletzt im Jahr 2007. Ein deutsches Forscherteam von der Universität Hannover stieß im Nordosten der Insel auf zwei bis dato unbekannte Wiesellemur-Arten. Die eine wird als Lepelimur Otto in die Wissenschaft eingehen, benannt nach dem Chef des gleichnamigen Versandhauses, der die Forschungsarbeiten finanziell unterstützte. Die größte Lemurenart ist der Indri-Indri mit einer Rumpflänge von bis zu 80 Zentimetern, der kleinste Vertreter ist der winzige Mauslemur mit nur circa 50 Gramm Körpergewicht.
Das mehrstimmige Schreikonzert der Indris, die Tanzshow der leichtfüßigen Sifakas oder das kollektive Kuscheln und Turnen der Kattas (Ringelschwanzmakis), die jeden Morgen mit den immer gleichen Übungen die Sonne begrüßen, gehören zu den Highlights einer jeden Wanderung in den madagassischen Wäldern und Nationalparks.
Typisch für Madagaskar sind auch die Chamäleons, von denen 57 endemische Arten auf Madagaskar leben. Zu den charakteristischen Merkmalen dieser Tiere gehören die in der Natur einzigartige Schleuderzunge, mit der das Tier seine Beute fängt und die Fähigkeit, die Farbe zu verändern, was allerdings nicht für alle Arten gilt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Chamäleons mit dem Farbwechsel ihren Artgenossen ihre aktuellen Gefühle und Stimmungen vermitteln, wie beispielsweise Stress, Paarungsbereitschaft, Trächtigkeit, Kampf oder auch Demut.
Von den weltweit acht verschiedenen Baobab-Arten wachsen sechs ausschließlich auf Madagaskar. Der typische dicke, flaschenhalsähnliche Stamm mit der sehr breit angelegten Krone prägt das unverwechselbare Aussehen dieser Baumart, die auch „Mutter des Waldes“ genannt wird. Wegen der kräftigen, oft unförmig erscheinenden Ästen, die unbelaubt an ein riesiges Wurzelsystem erinnern, entstand die Legende, dass der Baobab ein vom Teufel verkehrt herum gepflanzter Baum sei, bei dem die Zweige in die Erde und die Wurzeln in den Himmel ragen. Sie können bis zu 800 Jahre alt werden, einige Botaniker trauen ihnen aber auch bis zu 2.000 Jahre zu. Die Stämme der Baobabs erreichen einen Durchmesser von vier bis zu sieben Metern und eine Höhe von bis zu circa 30 Metern. Die Einheimischen schätzen den auch als Affenbrotbaum bekannten Baum wegen seiner Vielseitigkeit: er dient als Lieferant für vitaminreiche Früchte, heilende Blätter und Samen und Rohmaterial für die Herstellung von Schnüren, Seilen und Kleidung. In extrem trockenen Zeiten profitieren die Bewohner von den Wasservorräten, die der Baobab speichert. Sehr große Bäume können mehr als 100.000 Liter mit ihren schwammigen Fasern aufnehmen.
Foto: Lemur / Blue Ocean Travel