Staatssekretär Prof. Dr. Lorz stellt Restaurierungsprojekt im Brömserhof vor / Renaissance-Fresken bieten älteste Stadtansichten von Mainz und Rüdesheim / Land hat bisher 120.000 Euro aufgewendet / Bund fördert Projekt mit 100.000 Euro
Wiesbaden / Rüdesheim – „Die Fresken im Rüdesheimer Brömserhof gehören zu den ganz besonderen Schätzen der Welterberegion Oberes Mittelrheintal. In Darstellung, Umfang, Geschlossenheit und Qualität der Wandmalereien handelt es sich sicherlich um eine der bedeutendsten profanen Raumgestaltungen der Renaissance in Deutschland.“ Das hat der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz, bei einem Ortstermin in Rüdesheim am Rhein hervorgehoben. Die beiden komplett ausgemalten Räume im historischen Adelshof der Familie Brömser, die mit drei Inschriften auf die Jahre 1558-59 datiert sind, werden zurzeit restauriert. Konzeption und Betreuung der Arbeiten liegen beim Landesamt für Denkmalpflege.
Originell und für die Region außerordentlich bedeutend ist der Umstand, dass auf den Bildern die biblische Geschichte von Jonas mit dem Wal an den Rhein verlegt wurde, so dass hier die ältesten bekannten Stadtansichten von Rüdesheim und Mainz vorliegen. Die Malereien umfassen darüber hinaus andere religiöse Themen, stilisierte und naturalistische Pflanzen- und Tierdarstellungen, Porträts bis hin zu Phantasie- und Mythengestalten, wie Blumenkörbe tragende Faune und Grotesken. „In ihrer Reichhaltigkeit und Thematik sind sie zwar teilweise noch spätgotischen Elementen verhaftet, doch die Formensprache, ihre phantasievolle Leichtigkeit kann überwiegend der Renaissance zugeordnet werden“, erläuterte die Leiterin der Restaurierungswerkstätten des Landesamts, Christine Kenner.
Die Fresken in der Hauskapelle und im Ahnensaal des Brömserhofs werden dem Maler Hans Ritter gen. Döring, einem Schüler von Lucas Cranach dem Älteren, zugeschrieben und wurden in feinteiligen und aufwändigen Seccotechniken ausgeführt. Bei dieser Maltechnik wurden die Farben auf den bereits trockenen Putz aufgetragen.
Entdeckt und freigelegt in den Jahren von 1898 bis 1900, wurden sie im 20. Jahrhundert drei Mal restauriert. Die Arbeiten 1934 sowie in den fünfziger und sechziger Jahren brachten jedoch keinen dauerhaften Erfolg, sondern führten vielmehr zu einer weiteren Schädigung der originalen Bilder. Mittlerweile haben sich auch die Verputzschichten so stark vom Untergrund gelöst, dass dringend Maßnahmen zur Substanzerhaltung notwendig sind.
Von 2005 bis 2007 fanden umfangreiche Voruntersuchungen zu Bestand, Zustand und Schadensursachen statt. Dabei gelang es auch, Arbeitstechniken zu entwickeln, die ohne Schädigung der teilweise sehr empfindlichen Malereien einsetzbar sind und die einen Erhalt der qualitätvollen Retuschen von 1898 zulassen. Das Restaurierungsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege ist auf mehrere Jahre angelegt. 2008 wurde mit einem ersten Abschnitt im Ahnensaal begonnen.
Für das gesamte Vorhaben wurde ein Arbeitsmodell in enger Zusammenarbeit mit der Restauratorenausbildung an der Fachhochschule Köln gewählt, so dass die eingesetzten Arbeitstechniken und Materialien durch ausführliche wissenschaftliche Untersuchungen begleitet werden. Neben Arbeiten zur Kunstgeschichte, Technologie der Wandmalereien, werden umfangreiche begleitende naturwissenschaftliche Untersuchungen zu den eingesetzten Restaurierungstechniken durchgeführt. „Die Ergebnisse der laufenden Restaurierung im Brömserhof stellen also auch einen über dieses Projekt hinausweisenden Ertrag für die Restaurierungswissenschaften dar“, sagte Christine Kenner.
Der Brömserhof wurde durch die museale Nutzung als Ausstellungsort für mechanische Musikinstrumente seit den späten siebziger Jahren nach jahrelangem Leerstand wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gegenwärtig zählt man rund 120.000 Besucher im Jahr. Aufgrund dieses Besucherstroms haben die Restauratoren ihre Arbeiten auf die Nachtstunden verlegt.
„Die Wandmalereien haben für die Museumsbesucher bisher eine untergeordnete Rolle gespielt, sie sollen jedoch in Zukunft entsprechend ihrer historischen Bedeutung präsentiert und vorgestellt werden“, hob Staatssekretär Prof. Dr. Lorz hervor. Das Land Hessen habe für die Untersuchungen und Maßnahmen bisher rund 120.000 Euro aufgewendet.
Gleichzeitig dankte der Staatssekretär dem Bund für dessen Unterstützung bei den Bemühungen des Landes zum Erhalt des historischen Vermächtnisses. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte im September die erste Tranche des Sonderprogramms für den Denkmalschutz in Deutschland freigegeben, aus dem dringende Sanierungsarbeiten an 134 historischen Gebäuden gefördert werden. Klaus-Peter Willsch (CDU) – Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rheingau-Taunus / Limburg, der sich als Mitglied des Haushaltsausschusses sehr für dieses Programm eingesetzt hatte – hatte mitgeteilt, dass daraus 100.000 Euro für die Renaissance-Fresken im Brömserhof zur Verfügung gestellt werden: „Der Bund leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Baudenkmälern, die das nationale kulturelle Erbe prägen.“
Foto: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst