Der Grand Raid ist ein Sportereignis, das jedes Jahr die verrücktesten Marathonläufer aus der ganzen Welt auf der Insel La Réunion versammelt.
Vom 24. bis 26. Oktober 2008 findet nun schon zum 16. Mal der Grand Raid statt und zählt bereits heute 2.187 Anmeldungen. Parallel dazu findet auch ein kürzerer aber ebenso mühsamer Semi-Raid statt, für den es ebenfalls schon zahlreiche Anmeldungen gibt.
Dieser Ultra- Cross- Berglauf richtet sich vor allem an gut trainierte Sportler. 68% der Kandidaten stammen aus La Réunion, 26% aus Frankreich und die übrigen Teilnehmer kommen hauptsächlich aus Deutschland, Mauritius und Mayotte. Selbst den erfahrensten Sportlern wird empfohlen, mindestens drei Monate vor dem Lauf ein Intensivtraining zu absolvieren. Für die Teilnahme ist ein Arztbesuch inklusive einer Dopingkontrolle Pflicht. Die Läufer müssen außerdem mindestens 18 Jahre alt sein und während des Laufes eine vorgeschriebene Ausrüstung tragen (Helm, spezielle Kleidung usw.). Hilfestellungen durch außenstehende Personen sind während des Laufes nicht erlaubt, um sicher zu stellen, dass alle Teilnehmer die gleichen Voraussetzungen haben. Der Grand-Raid-Verband achtet streng auf die Einhaltung dieser Regeln, sollte jemand dagegen verstoßen, wird er sofort disqualifiziert.
Doch warum ist eine so intensive Vorbereitung nötig? Dieser Berglauf kann mit keinem anderen Marathon auf der Welt verglichen werden. Mit mehr als 8.100 Metern Höhenunterschied (d.h. 25 Mal die Höhe des Eiffel Turms) sowie 5 zu durchquerenden Gebirgskämmen in teilweise über 2000 Metern Höhe, gilt die Diagonale der Verrückten als eine unglaubliche körperliche und geistige Herausforderung, bei der selbst Spitzensportler an Ihre Grenzen geraten!
Streckenmäßig verläuft die Route einmal über die ganze Insel. Die Läufer starten in Saint-Philippe an der Südostküste der Insel laufen quer über die Insel, über den Vulkanweg, die Kaverne „Dufour“ (2 484m), Cilaos, den „Taibit“ – Pass (2080m), den Ort „Deux Bras“ bevor Sie nach ca. 150 Km das Ende der Strecke die Hauptstadt Saint-Denis im Norden der Insel erblicken. Der Lauf spielt sich in nur einer einzigen Etappe ab; die maximal erlaubte Zeit dafür sind 63 Stunden. Im vergangenen Jahr jedoch schaffte der schnellste Läufer, die gesamte Strecke in ca. 20 Stunden zurückzulegen.
Für den Grand-Raid-Verband ist es jedes Jahr eine außerordentliche logistische Herausforderung, die ca. 3000 Läufer vor, während und nach dem Lauf gut zu betreuen. Mehrere Freiwillige werden vor Ort sein, um die Kandidaten zu verköstigen, zu verarzten, anzufeuern und vielleicht auch, wenn nötig, zu trösten. Seinen Favoriten kann man während des gesamten Laufs „virtuell“ begleiten. Angaben über seinen Standort sowie dessen Geschwindigkeit kann man unter grandraid-reunion.com erfahren.
Am Ende erhält jeder Teilnehmer, der es bis ins Ziel, der Hauptstadt, geschafft hat, eine ganz persönliche Urkunde mit den Angaben über seine erbrachten Leistungen. Ganz neu in diesem Jahr ist die Möglichkeit, gemischte Mannschaften von 3 bis 5 Personen aufzustellen. Auf diese Weise hätte eine Mannschaft immer die Chance, es bis ins Ziel zu schaffen, selbst wenn einer der Mannschaftskollegen aufgeben musste.
Offizielle Partner des Grand Raids sind unter anderem das Fremdenverkehrsamt der Insel La Réunion sowie die Fluggesellschaft Air France.
Dass es auf la Réunion große Sportler gibt, bewies Daniel Narcisse bei den Olympischen Spielen im August 2008 in Peking. Der gebürtige Reunionese (St. Paul) glänzte im Finale gegen Island und holte für Frankreich eine der sieben Goldmedaillen in China. Der 28-jährige Handballer hat anfangs noch auf La Réunion gespielt, bevor er 1998 nach Frankreich ging und zwischenzeitlich auch der Star beim deutschen Handballverein VfL Gummersbach war.