Als eine „faire und guter Nachbarschaft dienende Vereinbarung“ hat die Fraport AG den Kooperationsvertrag mit der Stadt Kelsterbach bezeichnet. Der für den Flughafenausbau zuständige stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Schulte sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Kelsterbach, der geplante Vertrag bringe „unübersehbare Vorteile für beide Seiten“.
Frankfurt am Main – Leistungen und Gegenleistungen seien in einer „vernünftigen Balance und erlaubten eine zukunftsgerichtete Zusammenarbeit“. Der vor 41 Jahren geschlossene „Nachbarschaftsvertrag“ mit Kelsterbach wird mit diesem Schritt zwar erledigt; die langjährige Kooperation erfahre jedoch durch das jetzige „Paket von dem Gemeinwesen und dem Flughafen dienenden ausgewogenen Abmachungen“ eine Renaissance und stelle diese „auf eine intensivere sowie breitere Basis“. Außerdem werde der aus Sicht der Fraport dringend notwendige Ausbau des Flughafens beflügelt.
Das Paket mit einem Finanzvolumen von über 30 Millionen Euro umfasse die Kooperation beider Parteien in der Entwicklung gewerblich nutzbarer Flächen wie zum Beispiel Ticona und Taubengrund, eine künftig engere Zusammenarbeit im Bereich der Aus- und Fortbildung – vom Kindergarten über die Schule bis hin zum Praktikum – und freiwillige lärmmindernde Maßnahmen im Interesse der Bürger Kelsterbachs, insbesondere im Gebiet „Hasenpfad“. Basis der Vereinbarung sei der Erwerb der für die Landebahn notwendigen Grundstücke durch Fraport und die Beendigung der Rechtstreitigkeiten über den Ausbau durch Kelsterbach. Schulte: „Wir haben damit einen weiteren wichtigen Meilenstein für die zügige Realisierung der dringend notwendigen Erweiterung der Flughafenkapazitäten erfolgreich und partnerschaftlich gemeistert. Es ist besser, am runden Tisch über die gemeinsame Zukunft zu reden als sich in Gerichtssälen zu streiten.“
Im einzelnen verwies Schulte darauf, dass Fraport im Gewerbegebiet Taubengrund Grundstücke erwerben und die Stadt Kelsterbach die notwendigen bodenrechtlichen Maßnahmen – also die Umlegung – unverzüglich einleiten werde. Unabhängig von dem im Planfeststellungsbeschluss festgelegten Lärmschutz seien passiver Schallschutz auf Antrag von Eigentümern an Häusern im Wohnviertel „Am Hasenpfad“, der Bau einer beidseitig begrünten Lärmschutzwand und die Errichtung einer weiteren Lärmschutzwand südlich und östlich der B 40 geplant. Vorgesehen sei auch die Renaturierung der Kelster und die Neugestaltung des Kelstergrunds als Naherholungsgebiet auf der Grundlage eines Renaturierungs- und Landschaftsplans.
Weiterhin vereinbarte man eine enge Zusammenarbeit bei der künftigen Nutzung des Ticona-Geländes sowie die Gründung eines Joint Venture zur bauplanerischen Entwicklung von Grundstücken und verständigte sich auf eine ebenso vertrauensvolle wie transparente gegenseitige Information im Baumanagement. So werde die Fraport die Baulogistik so gestalten, dass Lärm- und Verkehrsbelastungen für Kelsterbach weitgehend minimiert und Lkw-Fahrten möglichst nicht durch Wohngebiete geführt werden.
Von „partnerschaftlichem Geist zu Gunsten der jungen Generation“ sind nach Angaben Schultes die Vereinbarungen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. So unterstütze die Fraport die Schaffung von Jahresarbeitsplätzen zur Vorbereitung der Qualifikation für lernschwächere Jugendliche, biete einzelne ergänzende Praktika zur schulischen Berufsbildung der elften und zwölften Klasse der Integrierten Gesamtschule Kelsterbach an und werde verstärkt bei Bewerbungen helfen und die Berufsausbildung unterstützen. Außerdem werde Fraport Kindergärten und Schulen finanziell unterstützen, wobei Einzelheiten noch geregelt werden müssten.
Im Gegenzug werde Kelsterbach als Schulträger und Koordinator für die kirchlichen Kindergärten Hilfestellungen bei der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen leisten, deren Eltern bei Fraport beschäftigt seien. „So haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen unmittelbaren Vorteil von dieser Vereinbarung“, sagte Schulte, der in diesem Zusammenhang auch auf eine bereits bestehende Kooperation der Fraport mit der Integrierten Gesamtschule Kelsterbach verwies.
Abschließend sagte Schulte, der Kooperationsvertrag unterstreiche die „Fähigkeit zum Kompromiss auf beiden Seiten“. Gute Politik sei, „das Machbare zu erkennen und dann im Interesse des Gemeinwesens durchzusetzen“. Um den Vertrag künftig mit Leben zu erfüllen, bedürfe es gegenseitigen Vertrauens. Dazu müsse man „bereit sein, liebgewordene Schützengräben zu verlassen und über den eigenen Schatten zu springen“. Schulte dankte der hessischen Landesregierung und hier insbesondere dem hessischen Ministerpräsidenten für die Initiierung der Gespräche.