Ausstellung im Stadtmuseum gilt einer der Kultfiguren des rheinischen Kunstbetriebs
Düsseldorf – Sie gilt als die meistgemalte Frau Deutschlands – Johanna Ey. Im Düsseldorfer Stadtmuseum, Berger Allee 2, sind nun erstmals 100 Porträts von Johanna Ey aus eigenen Beständen zur Ausstellung vereint: Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen der Künstlergruppe „Junges Rheinland“. Bisher unveröffentlichte Fotos dokumentieren darüber hinaus das Leben der bedeutenden Kunsthändlerin, die für die Künstler in wirtschaftlich und sozial schwierigen Zeiten einen Diskursraum für Kunst und Politik schuf. Und schließlich: Die Autorin Marlene Streeruwitz hat eigens für die Ausstellung einen kleinen Roman über Johanna Ey geschrieben, der ein weiteres Porträt zur Diskussion stellt. Die Ausstellung „Ich, Johanna Ey“ ist vom 31. Januar bis 10. Mai zu sehen.
Die 100 Gemälde, Grafiken und Skulpturen vermitteln dem Besucher aus der Sicht zeitgenössischer Maler und Bildhauer einen Blick auf Johanna Ey. So sind unter anderem die Künstler Paul Bindel, Otto Dix, Otto Freundlich, Bert Gerresheim, Johann Baptist Hermann Hundt, Arthur Kaufmann, Otto Pankok, Robert Pudlich, Peter Rübsam, Bernhard Sopher und Gert Heinrich Wollheim ausgestellt. Historische Fotografien, kombiniert mit einer Biografie, erweitern das Spektrum der bildlichen Darstellung.
Im Dialog dazu steht eine aktuelle literarische Auseinandersetzung mit dem Menschen Johanna Ey durch die Autorin Marlene Streeruwitz. Sie zeichnet auf ihre Weise ein Bild von Johanna Ey. Der Text ist auf 37 Schrifttafeln zwischen den Gemälden, Grafiken und Skulpturen angeordnet.
„…vor dir neigt das rheinland sich…“
Johanna Stocken, geboren am 4. März 1864 in Wickrath, stammte aus einfachsten Verhältnissen. Sie kam 1882 zum ersten Mal nach Düsseldorf und war von 1888 bis 1908 mit Robert Ey verheiratet. Johanna Ey bekam zwölf Kinder.
Ab 1907 führte sie eine eigene Backwarenhandlung an der Ratinger Straße. Jungen Studenten der Akademie gewährte sie Kredit, richtete für Künstler und Mitglieder des Stadttheaters einen Mittagstisch ein. 1917 startete sie einen kleinen Kunsthandel am Hindenburgwall, der sich zum Treffpunkt von Schauspielern, Journalisten, Musikern und insbesondere Malern entwickelte. Dort stellte sie zunächst Bilder der Düsseldorfer Malerschule aus.
Nach dem Krieg wurde die Galerie unter dem programmatischen Namen „Junge Kunst – Frau Ey“ zum Mittelpunkt der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“. Johanna Ey entschied sich nicht aus konzeptionellen und nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen für diese Kunst, sondern weil sie mit den Künstlern persönlich befreundet war.
In Porträts und Gruppenbildern zahlreicher Maler verewigt, wurde Johanna Ey schon 1925 als meistgemalte Frau Deutschlands bezeichnet. Auch diverse Verse und Gedichte sind in diesem Zusammenhang entstanden, die das Verhältnis der Johanna Ey zu den jungen und aufbegehrenden Künstler beschreiben, zum Beispiel von Max Ernst, 1929: „grosses ey wir loben dich, ey wir preisen deine staerke, vor dir neigt das rheinland sich und kauft gern und billig deine werke!“ 1946 wurde diese Kultfigur des rheinischen Kunstbetriebs zur Düsseldorfer Ehrenbürgerin ernannt. Am 27. August 1947 starb Johanna Ey; drei Tage später fand ihre Beisetzung in einem Ehrengrab auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof statt.