Lange waren Fernbusnetze in Deutschland undenkbar. Doch ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs bringt Bewegung in die Diskussion – und Beispiele aus dem Ausland zeigen auf, dass Fernbuslinien positive Wettbewerbsakzente setzen können. Die Zeitschrift Omnibusrevue klärt auf.
München – Andernorts sind Fernbuslinien Alltag, hierzulande waren sie über Jahrzehnte nicht denkbar: Das Personenbeförderungsgesetz aus den 1930er Jahren erlaubte der Bahn, derartige Vorhaben im Keim zu ersticken – und mit der Bahnreform 1994 wurden zwar die Fesseln für Busunternehmer gelockert. Doch aus Mangel an einem geeigneten Netz kamen kaum Konkurrenzangebote auf den Markt – und das obwohl die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, wie gut Fernbus-Linienverkehr funktionieren kann.
Zu den Vorreitern des Fernbusverkehrs gehört Großbritannien, wo sich schon in den 1930er Jahren ein Fernbusnetz etablierte. In Spanien ist der Fernbus sogar das Verkehrsmittel Nummer eins – nicht zuletzt aufgrund des langen Investitionsstaus bei der Staatsbahn. In Finnland haben die meist privaten Fernbusunternehmen ein einheitliches Vertriebs- und Abrechnungssystem etabliert – und damit ein flächendeckendes Fernbusnetz mit 3.500 täglichen Abfahrten aufgebaut.
Im Fernbus-Entwicklungsland Deutschland könnte sich künftig auch etwas tun. Für Bewegung dürfte jedenfalls ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel sorgen. Die Richter bestätigten die Genehmigung für eine Fernlinie Frankfurt-Köln-Dortmund. Damit wurde die Klage der Deutschen Bahn dagegen abgewiesen. Dennoch ist kurzfristig nicht mit einer kompletten Freigabe des Fernbusmarktes zu rechnen. Doch das Urteil könnte eine Tür aufstoßen – und dabei haben auch Mittelständler eine Chance, wie Erfahrungen in anderen Ländern zeigen. Nationale Fernbusnetze mit starken Marken versprechen am meisten Erfolg – und wer mit von der Partie sein will, sollte sich jetzt in Stellung bringen.