Reisemotive, Reiseverhalten und Reiseausgaben haben sich zwischen Ost- und Westdeutschland in den vergangenen zwanzig Jahren weitgehend angeglichen. Die größten Unterschiede finden sich dagegen heute noch bei der Wahl des Reiseziels, was aber nicht nur historische, sondern auch geografische und soziodemografische Ursachen hat.
München – Dieses hat eine auf der Reise-Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (F.U.R.) basierende Studie zu Tage gefördert. Sie wurde vom Studienreise-Marktführer Studiosus in Auftrag gegeben und bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin im Frühjahr 2009 präsentiert.
Pauschalreise in Ost und West auf dem Vormarsch
Laut Reise-Analyse standen 1991 noch die Urlaubsmotive „neue Eindrücke sammeln“, „viel erleben“ und „unterwegs sein“ bei Ostdeutschen deutlich stärker im Vordergrund als bei Westdeutschen. Rund zwanzig Jahre und viele Reisen später bewegen sich Ost und West diesbezüglich auf gleichem Niveau. Auch hinsichtlich der Aktivitäten im Urlaub hat ein Anpassungsprozess stattgefunden. Zeigten sich die Ostdeutschen 1990 noch viel mehr an Ausflügen, Sehenswürdigkeiten und Wanderungen interessiert als die Westdeutschen, stehen heute Baden, gutes Essen und Ausruhen in Ost und West gleichermaßen stärker im Vordergrund.
An Gewicht gewonnen hat in den vergangenen zwanzig Jahren auch die pauschal organisierte Urlaubsreise, insbesondere in Ostdeutschland. So gaben 51 Prozent der Ostdeutschen und 44 Prozent der Westdeutschen in 2008 an, über Reiseveranstalter, wie z. B. Studiosus oder Dertour, pauschal gebucht zu haben. 1990 lagen die entsprechenden Werte noch bei 14 bzw. 30 Prozent. Auch bei den Urlaubsausgaben pro Person haben sich Ost und West – trotz immer noch leicht unterschiedlicher Einkommensverteilung – angeglichen: Laut Reise-Analyse verwendeten Westdeutsche im Jahr 2008 durchschnittlich 836 Euro pro Person für ihren Urlaub und Ostdeutsche 827 Euro.
Unterschiede bei Reisezielen weiter vorhanden
Die größten Unterschiede zwischen Ost und West gibt es hingegen noch heute bei der Wahl des Reiseziels. Westdeutsche zieht es beispielsweise mehr nach Spanien, Italien und in außereuropäische Länder als Ostdeutsche. Bei den Inlandsreisezielen sind ebenfalls Abweichungen festzustellen. Hier bleiben Ostdeutsche und Westdeutsche „ihren“ Regionen treu. Bei der Reise-Analyse gaben 45 Prozent der Ostdeutschen an, ihren Urlaub in den nächsten drei Jahren in Mecklenburg-Vorpommern verbringen zu wollen, aber nur 22 Prozent der Westdeutschen. Nach Bayern zieht es dagegen 36 Prozent der Westdeutschen, jedoch nur 27 Prozent der Ostdeutschen.