Hamburg – das Pflaster voller Musik, die Geschichten erzählt und Deutschland mehr und mehr erobert. Nicht umsonst lohnen sich regelmäßige Sampler mit dem Namen „Gestatten, Wir kommen aus Hamburg.“
Artist: Timo Breker
Titel: Learn and wait
Homepage: http://www.timobreker.de/
Doch neben all dem Elektro-Pop, dem HipHop und der Stimmungsmusik, die sich seit Jahren als Hamburger-Welle über Deutschland ergießt gibt es da auch stille, leise Musik, die zu leicht übersehen und überhört wird zwischen all den großen Namen der Nordstadt.
Timo Breker macht solche Musik. Sie ist sensibel, emotional und vibrierend. Ein klassischer Singer/Songwriter, der auf seiner 5-Song-EP „Learn and wait“ die meiste Zeit mit seiner Freundin, der Gitarre, allein verbringt. Sie muss seine Freundin sein, denn wo so viel Harmonie herrscht, bleibt das Herzliche nie aus.
Mit Julia, dem ersten Song der EP legt Breker sogleich einen Hit ab, einen Schlag – in die Magengegend und das Emotionszentrum. Er kennt seine Stimme, weiß was er kann, und schreibt seine Lieder entspechend. Ansprechend finde ich besonders den Einsatz seiner sehr hohen Kopfstimme, den er meistert als hätte er nie anderes getan und die sich optimal in das Gesamtgefüge Julias eingliedert.
Die nächsten 3 Titel „No Man’s Land“, „Good enough“ und „Love is gone“ folgen diesem Beispiel: Ein Mann, eine Gitarre, eine Stimme, viel Gefühl, viele Facetten. Diese Titel sind melancholisch bis tieftraurig, aber dieses kleine Fünkchen Hoffnung, das es zum Vorwärtsblicken braucht, das greift der Hamburger mit indonesischen Wurzeln und lässt es einfließen. Ganz subtil nur, aber immer präsent.
Das letzte und namensgebende Stück „Learn and wait“ überrascht. Aus dem Mann mit er Gitarre wird der Mann mit ganzen Bandarrangements Und statt zu irritieren und zu verstören ergreift mich diese abschließende Konzeptänderung. Das ist guter Pop, mit einem kleinen Hauch von Country. Hier herrscht gute Laune, als sich der Ohrwurm langsam in meinen Gehörgang frisst. Unmerklich beginnt mein Bein zu wippen – ganz automatisch. Mit diesem Stück päsentiert Timo Breker noch einmal all sein Können und macht deutlich, dass er durchaus radiotauglich und massenkompatibel ist, obwohl er doch so eigen scheint.
Was mir an dieser EP und damit an Timo Brekers Werk besonders gefällt ist der Widererkennungswert seiner Stimme. Besonders in Zeiten des großen Singer/Songwriter-Booms gewinnen ausgeprägte, einzigartige Stimmen an Relevanz, wenn nicht alles nach Jack Johnson oder James Blunt klingen soll.
Timo Breker schafft Musik für Freunde sanfter Klänge, für einen ruhigen Abend zu zweit oder allein, für Autofahrten bei Nacht und für Zugfahrten mit dem Blick aus dem Fenster. Er lässt Träumen, entführt und holt den Hörer schließlich wieder zurück.
[Christine Drogt]