Der „Blue Ridge Parkway“ kann 2010 feiern – 755 Kilometer durch die Bergwelt der US-Ostküste. 16 Millionen Gäste erleben jährlich die Straße –
Neue Website mit zahlreichen Infos
Der Blue Ridge Parkway feiert im kommenden Jahr 2010 Geburtstag. Den 75. um genau zu sein, denn am 11. September 1935 erfolgte nahe der Staatsgrenze zwischen Virginia und North Carolina der erste Spatenstich zum Bau von „America’s Favorite Drive“, der heute den Shenandoah National Park in Virginia mit dem Great Smoky Mountains National Park in North Carolina verbindet und jährlich durchschnittlich 16 Millionen Gäste anzieht. Natürlich wird dieses Jubiläum auch gebührend gefeiert. Neben der eigens hierfür ins Leben gerufenen Website blueridgeparkway75.org, auf der sich Interessierte über die Entstehung des Parkway, aktuelle Events und vieles mehr informieren können, wird dem Geburtstag auch direkt vor Ort Ehre getragen. Entlang des Blue Ridge Parkway wird noch bis in den Spätsommer 2010 hinein mit Feierlichkeiten, Events und Symposien der berühmten „Jubiläumsstraße“ gedacht. Der Startschuss fiel bereits Mitte November in Cherokee und Asheville in North Carolina; großes Finale ist das vom 10. bis 12. September 2010 ausgetragene Gedenkwochenende in Cumberland Knob, North Carolina, wo die Konstruktion des Parkway 1935 begann.
Dabei blickt der Blue Ridge Parkway auf eine ganz besondere Geschichte zurück, denn er wurde nicht als „normale“ Straße zur zweckmäßigen Verbindung konzipiert, sondern dient einzig und allein als Aussichtsstraße touristischen Zwecken. Ganze 755 Kilometer lang führt er durch die Gipfel der Blue Ridge Mountains und bietet neben einer gigantischen Naturkulisse auch Einblicke in das kulturelle Erbe der Region. Die gesamte Strecke – die insgesamt Höhenunterschiede von knapp 200 bis hin zu fast 2.000 Metern überwindet – kann mit dem eigenen Pkw befahren werden, wobei 264 Halte- und Aussichtsplattformen zum Blick in die ursprünglichen Naturschönheiten der Berge einladen. Wer möchte, kann den Blue Ridge Parkway auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, schließlich warten alleine fast 600 Kilometer an Wanderwegen darauf, erklommen zu werden. Übernachtet wird in mietbaren Unterkünften oder im eigenen Campingzelt und wer unterwegs Hunger bekommt, macht Halt für ein Picknick inmitten der Waldlandschaft. Wie genau sich das ländliche Leben inmitten der Appalachen abgespielt hat, davon zeugen historische Blockhütten, Holzzäune und Mühlen.
Die eigentliche Idee, eine Straße ganz allein für den Freizeitverkehr zu errichten, entstand bereits 1933, als der damalige US-Präsident Franklin Delano Roosevelt den kurz zuvor fertig gestellten Skyline Drive in Virginia besuchte, der ebenfalls als modernes touristisches Angebot für die durch zunehmende Massenmotorisierung geprägte Gesellschaft diente. Am 11. September 1935 schließlich starteten die Bauarbeiten zur Verbindung der beiden Nationalparks, deren finale Umsetzung sich letztendlich über mehrere Jahrzehnte hinweg zog. Zu Beginn war das „Projekt“ Blue Ridge Parkway Teil von Präsident Rooselelts „New Deal“ und gab zahlreichen Menschen der Region zur Zeit der Großen Depression Arbeit. Die Errichtung der Straße erfolgte so primär durch lokale Bauunternehmen, die durch Arbeiter der Works Progress Administration sowie Hilfskräfte der Emergency Relief Administration unterstützt wurden. Dann unterbrach der Zweite Weltkrieg die Arbeiten an dem ambitionierten Projekt, von dem zu diesem Zeitpunkt rund 273 Kilometer fertig gestellt waren – weitere knapp 260 Kilometer befanden sich gerade im Bau.
26 Tunnel und 151 Brücken
Nach Ende des Krieges gingen die Arbeiten nur zögerlich voran und in den frühen 50er Jahren war lediglich die Hälfte der geplanten Strecke vollendet. Zur schnellen Fortschreitung der Arbeiten legte der National Park Service das auf zehn Jahre angelegte Entwicklungsprojekt Mission 66 auf, das vorsah, den Straßenbau bis zum Jahr 1966 vollständig abzuschließen. Fast wäre es gelungen, denn als das angestrebte Vollendungsjahr heranrückte, fehlten nur noch etwas mehr als 12 Kilometer am Grandfather Mountain/North Carolina zur Vollendung der Route. Der Grund: Hugh Morton, der Eigentümer von Grandfather Mountain, brachte ökologische Einwände gegen den geplanten Bau der Strecke zu Tage und erst etliche Jahre und Verhandlungen später einigte man sich auf den Bau des so genannten „Linn Cove Viaductes“, durch das ermöglicht wurde, den Blue Ridge Parkway im Jahr 1987 mit minimalem Eingriff in die Natur zu vollenden.
Das Endresultat mit seinen 26 Tunneln, 151 Brücken und 14 Dämmen dient heute nicht nur als bestes Beispiel für großartige zeitgenössische amerikanische Ingenieurskunst, sondern bietet seinen Besuchern auch 75 Jahre nach dem ersten Spatenstich eine 755 Kilometer lange Reise durch die atemberaubende Naturkulisse der Blue Ridge Mountains. Alles in allem, ein rundum gelungenes Freizeitprojekt, das auch seinen wirtschaftlichen Erfolg nicht verstecken muss: Schließlich wird der ökonomische Einfluss des Parkways auf die Gemeinden, die er durchquert, auf jährlich rund 2,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net