Geschäftsreisen rückläufig
Diessen am Ammersee, – „Vor allem die Urlauber aus Deutschland sorgten in Zeiten der Wirtschaftskrise für relativ stabile Gästeankünfte in Oberbayern. Zu beobachten ist aber ein allgemeines Sparverhalten, das die Umsätze des Tourismusgewerbes sinken ließ. Die Wirtschaftskrise führte auch zur abnehmenden Zahl der Geschäftsreisenden sowie zum Rückgang von Tagungen und Seminaren, was den Touristikern gewisse Sorgen bereitet. Auffällig ist außerdem der Trend zu Spontan- und Gesundheitsreisen“, diese erste Bilanz zum Tourismusjahr 2009 zog der 1. Vorsitzende des Tourismusverbandes München-Oberbayern, Regierungspräsident Christoph Hillenbrand aufgrund einer Umfrage bei den Mitgliedsverbänden. Optimistisch zeigte er sich für die Wintersaison und das Jahr 2010: „Schnee und die reduzierte Mehrwertsteuer für die Hotellerie würden einen guten Start ins neue Jahr bieten. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz könnte endlich das Fördergefälle zu Auslandswettbewerbern abflachen – vor allem ermöglicht das die nötigen Investitionen in die Qualität von Hotels und Personal.“
Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2008 zeigte die Wintersaison 2008/2009 noch eine positive Entwicklung. Ab Februar 2009 musste Oberbayern dann bis zum Juni sowohl bei den Gästeankünften, als auch bei den Übernachtungen zunächst eine rückläufige Entwicklung hinnehmen. Gab es in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr bei den Gästeankünften noch ein deutliches Minus, so brachte die Jahresmitte eine positive Trendwende. Schließlich endeten Sommer und Herbst mit überraschend stabilen Zahlen und lediglich einem leichten Gesamtminus im Vergleich zum Vorjahr von 1,9 Prozent bei den Gästeankünften beziehungsweise 2,7 Prozent bei den Übernachtungen. Hillenbrand ist zufrieden: „Es hat uns nicht so schlimm getroffen wie zunächst befürchtet. Dank der Attraktivität Oberbayerns, dem Bekanntheitsgrad und dem Standortvorteil als Urlaubsnahziel für unsere Gäste aus dem eigenen Land, konnten insgesamt stärkere Einbrüche verhindert werden.“
Gäste aus dem In- und Ausland
Der von Freizeitforschungsinstituten prognostizierte Trend zum Inlandsurlaub bestätigt sich: Die deutschen Urlauber haben einen Anteil von 71 Prozent und blieben damit die wichtigste Gästeklientel für Oberbayern. Hier konnte der Tourismusverband bei den Gästeankünften fast an das Vorjahresniveau anknüpfen. Auch bei der Entwicklung der internationalen Urlauber zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Das Minus aus dem ersten Halbjahr 2009 schrumpft stetig. Dabei verbuchen die Gäste aus den arabischen Golfstaaten ein Plus von 15,5 Prozent. Hauptinteresse dieser Gruppe liegt im Gesundheits-Tourismus – München gilt hier neben London und Paris als wichtiges Ziel. Auch die Gäste aus den USA sind Oberbayern treu geblieben. Gespart wird jedoch bei den meisten ausländischen Gästen, denn deren Aufenthaltsdauer ist von 2,2 auf 2,1 Tage zurückgegangen.
Trend: Kurzfristiges, kostenbewusstes Buchungsverhalten und „gesunder Urlaub“
Der stärkste Rückgang musste im Geschäfts- und Tagungssegment verbucht werden. Auffallend ist ebenfalls der Trend hin zu einem kurzfristigen und kostenbewussten Buchungsverhalten, das sich auch in der Wahl der Beherbergungsbetriebe widerspiegelt. Speziell die günstigen und für Geschäftsreisende nicht relevanten Unterkünfte wie Campingplätze, Pensionen, Ferienwohnungen, Jugendherbergen und Bauernhöfe, verzeichneten nur leichte Rückgänge. Für Hillenbrand ist dies ein klares Zeichen: „Auch hier zeigt sich, die Deutschen möchten weiterhin in den Urlaub fahren, müssen aber zugleich sparen und nehmen daher kürzere Aufenthalte oder günstigere Angebote in Kauf.“ Eine positive Rückmeldung aus den prädikatisierten Orten, wie Kneippkur- oder Erholungsort, macht deutlich, dass der Wunsch der Gäste, sich auch im Urlaub um ihre Gesundheit zu kümmern, nach wie vor anhält.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Der Tourismusverband München-Oberbayern geht nach einer ersten Umfrage bei den Mitgliedern und Regionen weiterhin von einem positiven Entwicklungstrend aus und hofft auf eine verbesserte Wirtschaftslage. „Die Anfragesituation für die Weihnachtsferien ist positiv. Sicherlich wird die Buchungslage noch durch die Schnee- und Witterungslage beeinflusst, denn ob Skifahrer oder nicht, das Wintererlebnis spielt bei uns natürlich eine entscheidende Rolle“, so Hillenbrand. Positive Impulse erwarten die Touristiker auch von den Passionsspielen in Oberammergau, sowie von dem 200-jährigen Jubiläum des Oktoberfests und dem Ökumenischen Kirchentag in München.