Ideenwettbewerb Hessen: Mittels Gegenständen Geschichte fassbar machen


21 Feb 2010 [09:48h]     Bookmark and Share


Ideenwettbewerb Hessen: Mittels Gegenständen Geschichte fassbar machen

Ideenwettbewerb Hessen: Mittels Gegenständen Geschichte fassbar machen



Staatssekretär Krämer übergibt Preise im volkskundlichen Ideenwettbewerb „Die Dinge und ihre Bedeutung“. Teilnehmer aus Gießen und Marburg ausgezeichnet.

Wiesbaden / Neu-Anspach – „Ihre Ideen tragen dazu bei, Geschichte erlebbar zu machen und uns Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen von früher zu geben.“ Mit diesen Worten hat der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Gerd Krämer, heute im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach (Hochtaunuskreis) die Sieger des Wettbewerbs „Die Dinge und ihre Bedeutung“ ausgezeichnet. Gefragt waren Konzepte zur volkskundlich-kulturgeschichtlichen Museumsarbeit.

Der mit 2000 Euro dotierte erste Preis ging an die Mitglieder der 2008 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Museumskultur in Gießen. Das sind fünf Absolventinnen und Absolventen der Kulturwissenschaften, die derzeit in einem Promotionsprogramm am Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften der Universität Gießen ihre Promotionen in verschiedenen kunst- und kulturhistorischen Disziplinen schreiben.

Ihr Entwurf „hessen hybrid – 5 Beispiele aus 5 Jahrhunderten“ wird von der Idee getragen, dass Kultur immer etwas Hybrides – also Gebündeltes, Gekreuztes oder Gemischtes – aus verschiedenen Betrachtungs- und Erfahrungsweisen ist. Migration und Austausch stellen bei diesem Ansatz keine Bedrohung einer Kultur dar, sondern sind Motor für Reflexion und Entwicklung. Der Ausstellungsentwurf betrachtet fünf Beispiele von kultureller Durchmischung und Blicken auf fremde Kulturen aus verschiedenen Jahrhunderten. Dazu gehört der Bericht von Hans Staden über seine Reisen im 16. Jahrhundert nach Brasilien, der das Bild der damals so genannten Wilden maßgeblich beeinflusst hat. Dieses Bild wiederum wirkte auf die Kulturen in Europa.

Den zweiten Preis und damit 500 Euro erhielt Uli Tobias Baege, der an der Philipps-Universität Marburg Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft studiert.

Baege geht der Frage nach „Der Wochenmarkt – reif fürs Museum?“ Wochenmärkte gehören seit jeher in vielen Kommunen zum festen Erscheinungsbild und bieten eine besondere Einkaufsmöglichkeit, denn die Marktbeschicker pflegen einen persönlichen Umgang mit ihren Kunden. In Zeiten der Supermärkte und Discounter verschwinden die Wochenmärkte allerdings ganz allmählich. Die Ausstellung soll Prozesse der Veränderung beleuchten. Sie geht der Frage nach, wie sich die Zusammensetzung der Marktbeschicker und der Kunden geändert hat und welchen Wandlungen das Warenangebot und die Arbeitsbedingungen unterworfen sind.

„Es ist nicht zuletzt das Verdienst der Volkskunde, einer neuen Auffassung von Kultur den Weg geebnet zu haben“, sagte der Staatssekretär. „Sie thematisierte auch die Alltagskultur. Kultur ist damit nicht länger nur eine Frage der so genannten Hochkultur, sondern wird in einem viel weiteren Sinn auch als Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt und ihrer Gestaltung verstanden.“ Dabei erhielten Objekte besondere Bedeutungen: Sie können Werkzeuge, Medien, Symbole, aber auch Erinnerungsträger sein. „Gerade auch Kindern und Jugendlichen können über Dinge und Gegenstände komplexe Zusammenhänge exemplarisch gezeigt werden. Geschichte wird dabei im wahrsten Sinne des Wortes fassbar“, sagte Krämer. Angesichts der enormen Vielfalt der Dinge der Alltagskultur bedürfe es für die Vermittlungsarbeit freilich guter Ideen und Konzepte. Dieses Ziel habe der Wettbewerb verfolgt.

Er war auf Anregung auch des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vom Freilichtmuseum Hessenpark und der Hessischen Vereinigung für Volkskunde im vorigen Jahr ausgeschrieben worden. Eingeladen waren dazu Museen, Einrichtungen und Vereine, die sich mit volks- und kulturgeschichtlichen Themen beschäftigen, aber auch Studienprojekte, Schülergruppen und Einzelpersonen. Die beiden Preisträger wurden von einer Jury unter insgesamt 16 Projektkonzepten ausgewählt. Die Jury bestand aus Dr. Ulrike Adamek vom Hessischen Museumsverband in Kassel; Marianne Jacoby, Zweite Vorsitzende der Hessischen Vereinigung für Volkskunde aus Hanau; Dr. Axel Lindloff, Referat Volkskunde des Freilichtmuseums Hessenpark in Neu-Anspach; Prof. Dr. Konrad Vanja, Direktor des Museums Europäischer Kulturen der Staatlichen Museen zu Berlin.

 







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