Heinrich-Heine-Institut zeigt vom 16. Mai bis 15. August Schätze aus der Schumann-Sammlung
Düsseldorf – Zum 200. Geburtstag von Robert Schumann (8. Juni 1810, Zwickau – 29. Juli 1856, Endenich) präsentiert das Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut unter dem Titel „Ziemlich lebendig“ ausgewählte Schätze aus seiner Schumann-Sammlung. Das Heine-Institut besitzt eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen zu Robert und Clara Schumann mit außergewöhnlich kostbaren Musikhandschriften, Briefen und Porträts. Vor allem auf dieser Sammlung gründet der Ruf Düsseldorfs als „Schumann-Stadt“.
Mit seiner Schumann-Ausstellung knüpft das Kulturinstitut an vorausgehende Ausstellungen zu Felix Mendelssohn Bartholdy und Norbert Burgmüller an und schließt so die Aufarbeitung des in seinem Archiv dokumentierten herausragenden Abschnitts der Düsseldorfer Musikgeschichte vorläufig ab. Zugleich setzt diese Ausstellung die früheren Bemühungen des Instituts um Robert und Clara Schumann fort, die ihren Niederschlag in der großen Jubiläumsausstellung zum 150. Todesjahr von Heine und Schumann 2006 („Das letzte Wort der Kunst“) und in den Ausstellungen „Schumanns rheinische Jahre“ aus dem Jahr 1981 und „Robert Schumann und die Dichter“ aus dem Jahre 1991 fanden.
Der Ausstellungstitel „Ziemlich lebendig“ nimmt eine der eigenwilligen Anweisungen auf, die Schumann den Interpreten seiner Musik mit auf den Weg gab. Solche Ausdrucks- und Tempobezeichnungen ziehen sich wie ein roter Faden als Gestaltungselement durch die Ausstellung und den Katalog.
Ein Drittel seines Oeuvres entstand in Düsseldorf
Schumanns Zeit als Düsseldorfer Musikdirektor vom September 1850 bis zum Februar 1854 war unter kompositorischen Gesichtspunkten ausgesprochen fruchtbar. Beinahe ein Drittel seines Gesamtoeuvres entstand in dieser Zeit. Die Düsseldorfer Kompositionen bilden denn auch einen Schwerpunkt der Sammlung und der Ausstellung. Ihnen sind drei Unterabschnitte gewidmet, in denen unter anderem das Korrekturexemplar zur berühmten „Rheinischen Symphonie“ Nr. 3 Es-Dur op. 97, ein Manuskript zu den „Gesängen der Frühe“ op. 133, dem letzten Werk, das Schumann komponiert hat, oder die Manuskripte zur Messe und zum Requiem gezeigt werden.
In einem eigenen Abschnitt präsentiert das Institut die beiden wichtigsten Manuskripte aus seinem Bestand, beide nicht in Düsseldorf verfasst: die Handschrift zu den drei Streichquartetten op. 41 und das wunderschöne Manuskript zum Klavierkonzert a-moll op. 52, dem Inbegriff des romantischen Klavierkonzertes schlechthin. Eine Auswahl von Manuskripten aus den früheren Jahren, darunter solche zu einigen berühmten Klavierwerken wie den „Nachtstücken“ op. 23 und den „Waldszenen“ op. 81 und zur Oper „Genoveva“ op. 82 repräsentieren den Bestand an Kompositionen aus den Vor-Düsseldorfer Jahren Schumanns. Schließlich ist den Heine-Vertonungen Schumanns ein eigener Abschnitt gewidmet. Abgerundet wird die Schau durch eine Auswahl von Manuskripten und Erinnerungsstücken aus dem Nachlass von Clara Schumann sowie einige Bilder der beiden Musiker.
Insgesamt sind 40 kostbare und in ihrer Art sehr unterschiedliche Beispiele aus der Schumann-Sammlung zu sehen: Von der flüchtigen Skizze über Arbeitsmanuskripte und Reinschriften bis hin zu korrigierten Druckvorlagen und Druckfahnen reicht das Spektrum der Handschriften. Ein besonderes Angebot ist eine Mediensäule mit einem 2D-Animationsfilm zu Schumanns Heine-Vertonungen, die mit Unterstützung der Stadtsparkasse Düsseldorf und der Heinrich-Heine-Gesellschaft realisiert werden konnte. Außerdem steht für die Besucher der Ausstellung ein kostenloser Audioguide zur Verfügung.
Führungen mit Düsseldorfer Musikprominenz
Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet Führungen durch die Ausstellung mit Prominenten aus dem Düsseldorfer Musikleben wie dem Tonhallenintendanten Michael Becker oder dem Komponisten Oskar Gottlieb Blarr. Hinzu kommen weitere pädagogische Angebote und eine Konzertreihe, die sich auf Stücke konzentriert, deren Handschriften in der Ausstellung zu sehen sind wie das Klaviertrio Nr. 3 op. 110, die Violinsonate Nr. 2 op. 121 oder Schumanns Bearbeitung der Solosonaten von J.S. Bach. Das Begleitprogramm wird in enger Kooperation mit der Robert Schumann Hochschule und der Tonhalle Düsseldorf veranstaltet.
Ein sorgfältig gestaltetes und großzügig bebildertes Begleitbuch zur Ausstellung (Preis: 15 Euro; gedruckt mit Unterstützung der Anton Betz Stiftung der Rheinischen Post) liefert den historischen Kommentar und gibt zugleich eine Einführung in Schumanns Düsseldorfer Zeit und die Sammlungsgeschichte. Diese reicht zurück bis in die Tage der alten Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf, aus deren Handschriftenabteilung das Heine-Institut hervorgegangen ist.
Das erste Stück der Sammlung kam 1923 in den Besitz der Stadt Düsseldorf. Vor allem in den 1970er-Jahren wurde die Schumann-Sammlung durch eine Vielzahl von Ankäufen erweitert, wobei das Institut großzügig unterstützt wurde vom Bund, dem Land NRW und seinen Stiftungen sowie von privaten Geldgebern. Bereits 1984 war aus den USA die bedeutende Sammlung June und Edward Dickinson ins Heine-Institut gekommen, eine Privatsammlung mit Handschriften, Erstausgaben und Erinnerungsstücken, die zu großen Teilen aus dem Besitz der Schumann-Enkel Ferdinand Schumann und Robert Sommerhoff stammte. Spektakulär war 1989 der Ankauf des Klavierkonzert-Manuskriptes auf einer Londoner Auktion des Hauses Sotheby’s, an dem neben der Kulturstiftung der Länder vor allem die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege beteiligt waren.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 16. Mai, 11 Uhr im Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12-14, spielen Studierende der Robert Schumann Hochschule: „Kinderball. Sechs leichte Tanzstücke für Klavier zu vier Händen, op. 130“ und „Adagio und Allegro für Klavier und Viola, op. 70“ – auch das sind Werke, von denen Handschriften im Heine-Institut aufbewahrt und in der Ausstellung gezeigt werden. Die Ausstellung schließt mit einem Konzert am Sonntag, 15. August.