In der mallorquinischen Gemeinde Campanet leben Tourismus und Naturschutz in freundschaftlicher Eintracht nicht nur nebeneinander her, sondern sind aktiv miteinander verwoben.
Mallorca – Dass Mallorcas Natur mehr zu bieten hat als herrliche Küstenlandschaften und Strände, hat sich inzwischen herumgesprochen. Der Gebirgszug der Serra de Tramuntana ist sogar von der UNESCO als offizieller Kandidat für die Aufnahme in das Weltkulturerbe angenommen worden. Die Mallorquiner engagieren sich immer mehr für den Naturschutz, was am Beispiel des Programms für den Landschaftsschutz und nachhaltigen Umwelttourismus in der Gemeinde Campanet sehr deutlich wird. Das Gemeindegebiet bietet auch sonst einiges für Freunde der Natur und des Wohlbefindens.
Serra de Tramuntana und UNESCO
Der 90 Kilometer lange Gebirgszug der Serra de Tramuntana ist von der UNESCO offiziell als die spanische Kandidatur für die Aufnahme in die Liste der Welterbestätten aufgenommen worden. Konkret bewirbt sich der Inselrat von Mallorca in die Aufnahme des Gebirges in der Kategorie Kulturlandschaft, da es sich bei der Serra de Tramuntana um eine durch jahrhunderte lange Bewirtschaftung stark von den Menschen geprägte Landschaft handelt. Tatsächlich findet man in diesem Gebirge, durch das sich zahlreiche Wanderrouten ziehen, unzählige Beispiele für menschliche Eingriffe, die sich im Laufe der Jahrhunderte unlöslich mit dem Landschaftsbild verbunden haben. Dazu gehören die traditionellen Wasserkraftsysteme, Trockensteinbauten wie Kohlemeiler und Schneehäuser und vor allem die typischen Terrassen, auf denen Olivenbäume wachsen. Auf der Wanderroute der Trockensteinmauern findet man viele Beispiele hierfür. Für weitere Informationen: www.serradetramuntana.net; www.conselldemallorca.net/mediambient/pedra
Nachhaltiger Umwelttourismus auf Mallorca
Abgesehen von einer wunderbaren Kulturlandschaft ist die Serra de Tramuntana Lebensraum zahlreicher autochthoner und anderer, zum Teil seltener Tierarten, wie zum Beispiel des Mönchsgeiers. Die vor rund 20 Jahren fast ausgestorbene Mönchsgeierpopulation auf Mallorca ist dank eines gemeinsamen Programms der Regierung der Balearen und der Vulture Conservation Foundation (VCF) nach jahrelanger Arbeit wieder stabil, doch das natürliche Gleichgewicht im Lebensraum dieser und anderer Geier auf Mallorca, die sich hauptsächlich auf das Gebirge der Serra de Tramuntana konzentrieren, muss ständig überwacht und geschützt werden. Für die Umweltschützer ist die Anwesenheit von Geiern eine Art „Umweltsiegel ohne Siegel“: „Dort, wo man einen Geier fliegen sieht, weiss man, es handelt sich um eine nachhaltige Gegend von großem Wert für die Umwelt“.
Die Stiftung VCF hat das Projekt des nachhaltigen Umwelttourismus Pronature Travel ins Leben gerufen. Sie bietet Reisen für Menschen an, die sich besonders für den Schutz der Umwelt und die Landschaft Mallorcas interessieren. In diesem Zusammenhang geht die Stiftung besondere Abkommen zur Pflege der Landschaft mit Fincahotels im Einzugsbereich des Tramuntana-Gebirges ein, um den Tourismus im Einklang mit dem Schutz der Naturlandschaften zu fördern und gemeinsam mit der Tourismusbranche die biologische Vielfalt zu erhalten. Die beteiligten Landhotels nehmen am Programm Pronature Travel teil und erhalten Informationsmaterial für ihre Gäste, die zum Beispiel an geführten Wanderungen der VCF teilnehmen oder anhand der Karten und Beschreibungen der Stiftung auf eigene Faust verschiedene Regionen Mallorcas erlaufen können. Andererseits verpflichten sich die Besitzer dieser ehemaligen Bauernhöfe, die zum Teil immer noch bewirtschaftet werden, zum Erhalt der Naturlandschaft, wozu zum Beispiel die Instandhaltung von Flussläufen, der Erhalt des Baumbestandes, Schutz besonderer Tier- und Pflanzenarten etc. gehören. Für weitere Informationen: www.pronaturetravel.com
Landhotels: Naturschutz und Wohlbefinden
Drei Beispiele für solche Fincahotels, die den Naturschutz mit dem Wohlbefinden ihrer Gäste vereinen, befinden sich in der Gemeinde Campanet, wo auch der Sitz der Stiftung zum Schutz der Geier ist.
Das Landhotel Monnaber Nou mit vier Sternen befindet sich in einem ehemaligen Gutshaus auf einem 200 Hektar großen Grundstück, das sowohl landwirtschaftlich genutzte Flächen als auch Bergland umfasst. So können die Gäste bestens auf Grund und Boden des Hotels wandern und beim Frühstück oder Abendessen außerdem hauseigene Produkte aus ökologischer Landwirtschaft, von Lamm und Spanferkel über Obst und Gemüse bis hin zum selbstgemachten Olivenöl, genießen. Die 25 Zimmer und Suiten sind im traditionellen mallorquinischen Stil mit allen modernen Bequemlichkeiten eingerichtet und bieten herrliche Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Außerdem bietet das Hotel, das ein kleines Spa, eine Sauna und kabellosen Internetzugang hat, Appartments mit eigener Küche und Balkon oder Terrasse. www.monnaber.com
Auf dem Nachbargrundstück befindet sich Monnaber Vell, ein Anwesen, das zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert, der Herrschaftszeit der Araber, stammt, und das von 160 Hektar Grund umgeben ist. Diese traditionelle Finca, die den Tourismus mit der Landwirtschaft verbindet, ist ein architektonisches Kleinod und eine Oase der Ruhe am Fuße des Tramuntana-Gebirges, ein idealer Ausgangsort für Wanderungen oder Radtouren durch die Berge oder im Flachland. Die 12 individuell eingerichteten Zimmer und Suiten bieten eine gelungene Mischung aus Moderne und Tradition mit allen Annehmlichkeiten eines zeitgemäßen Hotels. In den Gemeinschaftsräumen und auf den Terrassen haben die Gäste kabellosen Internetzugang. Allen Gästen, die sich für Kultur und Traditionen interessieren, wird die Möglichkeit einer „Geschichts-Tour“ durch die Finca, in der noch eine Kapelle, ein altes Wasserreservoir, eine Mühle und andere Zeugen der Vergangenheit erhalten sind, mit anschließender Weinverkostung angeboten. www.monnabervell.com
Ganz klein und familiär präsentiert sich das Agroturismus-Hotel Son Pons, das in einem typisch mallorquinischen Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert untergebracht ist. Entsprechend ist das Speisezimmer im ehemaligen Stall untergebracht, in den Futtertrögen entlang der Wand wird morgens das Frühstücksbuffet aufgebaut – wahlweise wird das Frühstück den Gästen aber auch auf der Terrasse, am Pool, im Zimmer oder in einer der romantischen Ecken im Garten serviert. Jedes der sechs Zimmer unterscheidet sich von den anderen und weist ganz eigene Besonderheiten auf, zum Beispiel zu Schränken umfunktionierte alte Fenster, Eisenarbeiten des Besitzers, der Arzt und Hobbyschmied ist, oder Arbeiten mallorquinischer Künstler. Auf dem noch bewirtschafteten Hof wird Olivenöl hergestellt, Schafe sorgen mit ihrem Blöken und Klingeln für das richtige Mallorca-Feeling, und Hühner für das frische Frühstücksei. www.sonpons.com
Höhlen und Naturschauspiel
Angenehm kühl im Sommer, angenehm warm im Winter: im unterirdischen Höhlensystem von Campanet herrscht das ganze Jahr über eine Temperatur von zwischen 22 und 23 Grad Celsius. Die Höhlen von Campanet, die sich von den bekannteren Höhlen Mallorcas dadurch unterscheiden, dass sie ruhiger und weniger überlaufen sind, wurden erst im Jahr 1945 entdeckt, entstanden aber wohl schon vor mehr als 4.000 Jahren. Ein Besuch dieser im wahrsten Sinne steinalten Anlage mit interessanten Stalagmiten- und Stalagtitenformationen lässt den Besucher ehrfürchtig werden angesichts der Demonstrationen von Unendlichkeit und Vergänglichkeit www.covesdecampanet.com.
Gleich neben den Höhlen befindet sich die öffentliche Finca Gabellí Petit, auf der man mit etwas Glück und zur richtigen Jahreszeit Zeuge eines weiteren Naturschauspiels werden kann: des Austretens der Fonts Ufanes, der „imaginären Quellen“. Nach starken, andauernden Regenfällen bricht inmitten eines Steineichenwaldes Wasser aus dem Boden hervor. Dieses Phänomen, das im Jahr 2001 zum Naturdenkmal erklärt wurde, entsteht durch die Sättigung der unterirdischen Lehmschichten, die die unterirdischen Wasserströme behindern. Dadurch schießt das Wasser an die Oberfläche.
Nicht von der Natur, sondern von Menschenhand wurde die Kapelle Sant Miquel errichtet, die sich ebenfalls nur wenige hundert Meter von den Höhlen von Campanet entfernt. Es handelt sich um eines der ältesten Kirchenbauwerke Mallorcas aus dem Jahr 1248, direkt nach der katalanischen Rückeroberung Mallorcas von den Mauren. Die Ermita Sant Miquel liegt am alten Weg nach Pollença, der vom Autoverkehr kaum noch genutzt wird, dafür aber ein schöner Wanderweg bis in den Bergort Pollença ist.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net
Videoquelle: Youtube.com