AUA: Austro Control verfehlt die Vorgaben der EU zur Senkung von Gebühren und Verspätungen deutlich. Austrian Airlines fordern Austrol Control auf, diese enttäuschende Planung deutlich zu überarbeiten.
Wien – Die EU-Kommission hat den europäischen Flugsicherungsdienstleistern im Rahmen der Einführung des Einheitlichen Europäischen Luftraumes Vorgaben zur Senkung von Gebühren und Verspätungen bis zum Jahr 2014 gemacht. Diese Vorgaben sind nicht ambitioniert.
Die Austro Control verfehlt sie in ihrer derzeit vorliegenden Planung dennoch deutlich:
• Gebühren: Die EU gibt vor, dass die Gebühren, welche die Flugsicherungsdienstleister ihren Kunden verrechnen, von 2012 bis 2014 pro Jahr um 3,5 Prozent – also insgesamt um 10,5 Prozent – gesenkt werden müssen. Ursprünglich hatte die EU eine Senkung von 4,5 Prozent pro Jahr gefordert, diese aber auf Druck der Nationalstaaten reduziert. Zudem hat die EU-Vorgabe eine große Schwachstelle: Die Flugsicherungsdienstleister dürfen die Inflation von den 3,5 Prozent abziehen und Stückkostensenkungen verrechnen, die automatisch durch das Verkehrswachstum bei den Airlines entstehen. Die Vorgabe von minus 3,5 Prozent pro Jahr ist also ein rein theoretischer Wert, der in der Praxis einen weiteren Anstieg der Gebühren zulässt. Umso enttäuschender ist die Planung der Austro Control: Sie will nicht einmal dieses weiche Ziel erreichen, sondern die Gebühren nur um theoretisch 2,8 Prozent pro Jahr senken und liegt damit noch einmal um ein Viertel unter der EU-Vorgabe.
• Verspätungen: Die EU gibt vor, dass die Verspätungen pro Überflug bis 2014 auf 0,23 Minuten sinken müssen. Die Austro Control kommt auf einen Wert, der fast drei Mal so hoch ist wie die EU-Vorgabe: 0,65 Minuten.
Austrian-Vorstand Peter Malanik hat im Rahmen seiner Lobbyarbeit in Brüssel gegenüber EU-Verkehrskommissar Siim Kallas die Enttäuschung der Branche über die unambitionierten Gebühren-Vorgaben der EU zum Ausdruck gebracht und die zögerliche Umsetzung in den Nationalstaaten kritisiert.
Die Planung der Austro Control in Österreich ist umso enttäuschender, wenn man berücksichtigt, wie unterdurchschnittlich ihre Performance im europäischen Vergleich bereits jetzt ist: Gebühren: Die Austro Control liegt beim Thema „günstige Gebühren“ von 36 Flugsicherungsdienstleistern in Europa nur auf Platz 29. Seit dem Jahr 2009 hat sie die Gebühren um enorme 15 Prozent erhöht. Sie hat sich zwar dennoch von Platz 36 auf 32 verbessert, allerdings nur, weil andere Flugsicherungen die Gebühren noch stärker erhöht haben. Verspätungen: Die Austro Control hat beim Thema Verspätungen den viertschlechtesten Wert in Europa mit 1,19 Minuten pro Flug im Jahr 2009.
„Wir sind überrascht und enttäuscht von der Austro Control. Wir hatten erwartet, dass sie gewillt ist, sich deutlich zu verbessern. Die vorliegenden Planungen sind mutlos und unambitioniert“, so Austrian Vorstand Malanik. „Es ist schon schmerzhaft, wenn die Austro Control vor diesem Hintergrund stolz einen Gewinn von 10 Millionen Euro präsentiert. Die ACG stellt sich in ihrer Aussendarstellung wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen dar, obwohl sie bislang gänzlich nach dem Vollkostendeckungsprinzip handelt. Sie verrechnet ihre Kosten unkontrolliert an die Fluggesellschaften weiter. Sollte es in einem Jahr zu unerwarteten Ertragsrückgängen kommen und die Einnahmen nicht ausreichen, so holt man sich das Geld einfach im nächsten Jahr von uns.“
Für 2012 sieht die EU die Einführung eines abgeschwächten Leistungsprinzips anstelle des Vollkostendeckungsprinzips vor. Im Rahmen des für den Zeitraum 2012 bis 2014 zu erstellenden Planes hätte die Austro Control nun beweisen können, dass sie – zumindest in abgeschwächter Form – tatsächlich auch privatwirtschaftlich agieren kann.
Doch auch dem BMVIT als Aufsichtsbehörde muss ein Vorwurf gemacht werden. Statt wie in der EU-Verordnung gefordert als Regulator aufzutreten, agiert die Behörde bislang nur als Moderator und tritt als Schiedsrichter zwischen der Austro Control und den Nutzern auf.
Es gibt die Chance, die Planung zu überarbeiten: Morgen findet die erste Runde der österreichische Konsultation im Rahmen des Einheitlichen Europäischen Luftraumes unter Leitung des BMVIT statt. Von einer ambitionierteren Planung der ACG würden nicht nur die Airlines, sondern natürlich auch ihre Kunden profitieren: Ineffizienzen im europäischen Luftraum führen zurzeit zu Mehrkosten von ungefähr fünf Milliarden Euro pro Jahr. Kosten, die sich im Endeffekt auch in den Ticketpreisen niederschlagen.
Foto: Edgar Delmont