Schlafende Piloten: „Wenn die Passagiere wüßten…“


03 Jul 2012 [12:15h]     Bookmark and Share


Schlafende Piloten: „Wenn die Passagiere wüßten…“

Schlafende Piloten: „Wenn die Passagiere wüßten…“



Gefahr durch übermüdete Piloten – Hapag & Co. aber auch die Politik durch ihre rechtliche Vorgaben riskieren nach Aussagen eines Piloten im ZDF-Magazin Frontal21 das Leben von Menschen. Übermüdetes Cockpit Personal fühlt sich unter Druck gesetzt und macht Angst

Mainz – „Wenn die Gäste teilweise wüßten, was bei uns im Cockpit so vor sich geht, zu frühen Morgenstunden im Anflug auf Frankfurt oder woanders, dann weiß ich nicht, ob die noch ein Flugeug betreten würden.“ – in der ZDF-Sendung „Frontal21“ spricht ein nicht erkennbarer Pilot neben einem Hapag-Lloyd-Flugzeugmodell über die Probleme von übermüdeten Piloten im Cockpit deutscher Airlines.

Sparzwang oder Gier: Passagiere konnten in der Vergangenheit an vielen Kleinigkeiten spüren, dass ihre Fluglinie sparen will. Ob engere Sitzabstände, wabbeliges Hühnchensandwich statt warmer Mahlzeit auf die Kanaren oder keinen Ersatz für verlorenes Gepäck. Fliegen ist zur Strapatze mit Zusatzkosten geworden und längst kein Spaß mehr. Selbst der unbedarfteste Passagier hat längst erkannt, dass nicht mehr die Kundenwünsche bei den Airlines im Vordergrund stehen sondern primär sein Portemonaie. Für möglichst viele ehemals inkludierten Einzelleistungen sollen die Kunden heute zahlen. Fliegen ist zwar insgesamt günstiger geworden, die Airlines achten dafür aber auf jeden Cent. Die Grenzen dessen, was man den Kunden abverlangt scheinen erreicht. Treue Kunden oder gar Fans werden selten.

Nun wird offenbar aber auch dort gespart, wo der Kunde es nicht mehr sieht: bei der Sicherheit. Die Sparmaßnahmen der Fluglinien führen nach dem ZDF-Bericht zu erhöhten Sicherheitsrisiken. Übermüdung bei Nachtflügen, Filmriss bei der Landung – Urlauber und Geschäftsreisende müssten geschockt sein. Lange Arbeitszeiten sparen den Airlines viel Geld für zusätzliches Personal – auf Kosten der Sicherheit, meinen nun die Piloten. Es herrscht Lebensgefahr am Himmel.

Auch zahlreiche wissenschaftliche Studien warnen vor einer steigenden Unfallgefahr durch Übermüdung. Die europäische Agentur für Flugsicherheit hält dagegen: Sie will die Arbeitszeiten der Piloten sogar noch verlängern. Demnach sollen nachts bis zu elf Stunden und tagsüber bis zu 14 Stunden und in Ausnahmefällen bis zu 16 Stunden Arbeitszeit im Cockpit die Regel werden.

In der ZDF-Reportage um 21 Uhr berichtet ein Pilot über die für Passagiere unsichtbaren Risiken. Der Video-Beitrag kann bereits vorher online betrachtet werden.

Foto: Carstino Delmonte







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