Trend des No-Frills-Carriers zu zentraleren Flughäfen ist deutlich erkennbar: Geschäftsmodelle der Airlines vermischen sich weiter.
Dortmund – Der Ruhrpott-Airport ist stolz auf eine neue Airline, die zukünftig dort startet und landet: Ryanair. Die irische Fluggesellschaft wird ab März 2013 das Streckennetz um sechs Ziele erweitern: Alghero auf Sardinien, Malaga, Faro, Porto, Girona an der spanischen Costa Brava und Palma de Mallorca.
Wie die Strecken angenommen werden und wie lange sie dann von der irischen Airline tatsächlich bedient werden, muß abgewartet werden. Spekulationen sind jedoch berechtigt betrachtet man den höchst dynamischen Luftverkehrsmarkt und das bisherige Gebahren von Ryanair. Das Unternehmen bedient in Europa die meisten Ziele, wobei traditionell eher sehr kleine Flugplätze außerhalb der Metropolen angeflogen wurden. Doch von diesem Geschäftsmodell weicht das Unternehmen immer mehr ab. Dazu gehört auch der nun neu ins Streckennetz kommende Ruhrgebietsairport Dortmund. Er zählt nicht zu den JWD-Airports wie beispielsweise Weeze an der holländischen Grenze oder Hahn im tiefsten Rheinland-Pfalz. Dort hat Ryanair eine Quasi-Monopol-Stellung denn nur wenige andere Fluglinien bedienen diese Airports und das auch nicht unbedingt regelmäßig.
In Dortmund ist das anders. Dort fliegen mehrere andere Airlines hin, sodass sogar Umsteiger mit den neuen Verbindungen gewonnen werden könnten. Ähnlich verhält es sich mit Köln-Bonn, wo Ryanair auch vor kurzem eine Mallorca-Verbindung eingerichtet hatte. Schon seit etwa zwei Jahren bedient Ryanair in Norspanien nicht mehr nur Reus und Girona (und verband diese Flughäfen zunächst einfach mit der Bezeichnung „Barcelona“) sondern fliegt nun auch direkt in die katalanische Hauptstadt. Ähnliches geschieht an anderen Zielorten. Hier wird offenbar ein neuer Markt durch die Iren erschlossen, denn nicht alle Fluggäste sind bereit für das Ryanair-Tarifmodell stundenlang zu „Pampa“-Flughäfen zu reisen. Nicht selten macht die lange und damit auch teure und zeitaufwendige Anfahrt zum Flughafen eventuelle Ersparnisse beim Flugpreis dann auch wieder zunichte.
In Dortmund und Köln-Bonn ist das anders. Beide Airports liegen näher an dicht besiedelten und verkehrstechnisch gut erschlossenen Regionen. Allerdings wird auch abzuwarten sein, ob die Flugpreise der Iren dort vergleichbar sind mit denen der JWD-Flugziele. Zumindest in Köln-Bonn lässt sich jetzt schon eine tarifliche Anpassung an die teure Konkurenz beobachten.
Billigheimer ist Ryanair ohnehin schön längst nicht mehr oder zumindest nur noch erkennbar bei einzelnen Preisaktionen. Die präzise Tarifsteuerung des Unternehmens und die vielen zusätzlichen Tarifelemente wie Gebühren für Bordkarten, Gepäck, für Bezahlungsmethoden oder Sitzplatzwahl rechtfertigen das Image „billig“ nicht mehr.
Mit einzelnen Verbindungen wie beispielsweise zwischen Dortmund und Palma de Mallorca tritt die Airline in direkte Konkurrenz zu Easyjet, der auch noch das Billigflieger-Image anhaftet. Für den Kunden könnte diese Situation – wenn er auch auf die zahlreichen Zusatzgebühren bei beiden Airlines achtet – zu günstigeren Tarifen führen. Der alte Kampf zwischen Ryanair und Easyjet hingegen flammt in Dortmund hingegen neu auf. Ob das heute so stolz verkündete Engagement der Iren in Dortmund für den Airport also von Dauer ist, bleibt hingegen abzuwarten.
Markus Bunk, Geschäftsführer des Dortmund Airport, sieht in der Stationierung „eine sinnvolle Ergänzung zu den Low-Fare-Airlines am Platz und wichtigen Beitrag, um den Wachstumskurs weiter voran zu treiben.“ Er bewertet dies als einen „großer Vertrauensbeweis der größten europäischen Airline in das Potenzial der Region und des Flughafens.“.
Nachdem die Flugbewegungen in Dortmund durch den Rückzug einiger Airlines rückläufig waren, werden durch die neuen Flugverbindungen dringend benötigte Arbeitsplätze geschaffen und der Tourismus in der Region unterstützt.
Ausschöpfung von Standortpotenzial
Die Entscheidung von Ryanair für Dortmund belegt aus der Sicht der Airport-Betreiber das Potenzial des Standortes. Mit der erhöhten Frequenz und neuen Zielen im Flugplan wird für Privat- und Geschäftsreisende ein zusätzliches Angebot geschaffen. Von den schnellen und bequemen Anbindungen profitieren auch Unternehmen, Hotels und Reisebüros, die europaweit zahlreiche Ziele erreichen und vermarkten können, meint der Flughafen-Betreiber.
Foto: Carstino Delmonte