Zusammen mit Turkish Airlines spricht die Lufthansa nach eigenen Angaben über eine Billig-Fernfluglinie. Doch so klare Ziele dementieren die türkischen Erfolgsflieger am Bosporus. Und auch Kunden müssen sich fragen: Was steckt hinter der Wischiwaschi-Taktik der Kranich-Flieger?
Frankfurt – Erst gestern hatte der neue LH-Boss, Carsten Spohr es in die Welt gesetzt: Lufthansa spreche schon seit einiger Zeit mit Turkish Airlines über eine Partnerschaft für eine Langstrecken-Low-Cost-Airline. Die Nachricht sorgte trotz gewonnenem Halbfinal-Spiel der deutschen WM-Mannschaft in Brasilien für Aufmerksamkeit. Vielleicht ist es diese Wahrnehmung, die der neue LH-Vorstand auch meint, wenn er davon spricht, dass seine Fluglinie „glänzen“ muss.
Anders hingegen sieht es Turkish Airlines. Am Bosporus dementierte man solche Gespräche. Wenig verwunderlich, da die mehrjährige Zusammenarbeit mit dem deutschen Carrier in letzter Zeit quasi fast ganz heruntergefahren wurde – zu sehr steht die boomende Turkish Airlines mittlerweile in massiver Konkurrenz zu den Airlines im LH-Konzern. Ganz besonders bei Flügen in Richtung Asien. Die Türken haben modernste Flugzeuge, sind bekannt für hervorragenden Service und viele optimale Anschlussmöglichkeiten über ihr Hub Istanbul. Von Deutschland aus bringt TK auch von vielen kleineren Flughäfen ihre Kunden nach Istambul und weiter zu zahlreichen – auch weniger bekannten Städten in ganz Asien. Warum also sollten Kunden aus ganz Deutschland nicht am Bosporus sondern in Frankfurt starten oder gar dort umsteigen müssen? Dicke Partnerschaft sieht anders aus.
Gemeinsam betreiben die beiden Airlines jedoch nach wie vor die touristische Fluglinie Sun Express. Sie wurde 1989 von Lufthansa und Turkish Airlines gegründet und beförderte zuletzt sieben Mio. Fluggäste. Sun Express fliegt jedoch nur innerhalb Europas und hat bei Kunden nicht gerade die gute Reputation der Eltern.
Direkte Gespräche zwischen Lufthansa und Turkish gab es entgegen dem Statement des neuen LH-Bosses offenbar nicht. Vielmehr gibt es ständige Gespräche zwischen den beiden Firmen im Rahmen des gemeinsamen Sun-Express-Engagements. Hier soll der angekündigte neue Billig-Langstrecken-Flieger wohl irgendwann einmal operativ gemanagt werden.
Chef des Sun-Express Joint-Ventures ist Paul Schwaiger. Wie dieser verkündete, stehen die Chancen gut, dass Sun Express zur „Plattform“ für den neuen Langstrecken-Low-Coster der Lufthansa wird. Für das „Lufthansa-Projekt“ halte man nun Ausschau nach geeigneten Flugzeugen. Was genau unter einer solchen „Plattform“ zu verstehen ist, wird damit auch nicht klarer. Und dass Turkish Airlines mit dabei ist, ist keineswegs sicher und scheint ad hoc auch nicht gerade plausibel. Spohr selbst hatte am Mittwoch erklärt, dass die neue Low-Cost-Langstrecken-Carrier mit Flugzeugen von Boeing B767 oder Airbus A330 abheben würden. Für Sun Express wären sowohl ferne, außereuropäische Ziele als auch die genannten Flugzeugmuster komplettes Neuland. Ob Turkish Airlines sich mit einer Billigairline für Langstreckenziele aus Deutschland heraus belasten wird, und damit ihr eigenes Fernstreckennetz über Istambul nach dem langjährigen Aufbau eines guten deutschen Zubringernetzes, dem zweitwichtigsten Markt der Türken, kanibalisieren will, bleibt abzuwarten. In Istambul, dem Heimat-Hub von TK soll überdies in den nächsten Jahren ein neuer, gigantischer und hypermoderner Flughafen gebaut werden – primär für Umsteige-Passagiere. Wie das mit den spohradischen Ankündigungen der Lufthansa in Einklang zu bringen ist, bleibt suspekt.
Lufthansa Wings-Konzept: Germanwings, Eurowings, Worldwings?
Wie soll der neue Billigheimer heißen? „Worldwings“ wäre einprägsam und im Zuge des angekündigten „Wings-Konzepts“ eine logische Fortführung im Mischmasch der Lufthansa-Airlines. Tatsächlich ist man soweit bei dem neuen LH-Management noch nicht. Man befinde sich nach wie vor in einem Findungsprozess, so der absehbar zuständige Sun-Express-Chef.
Chaos ohne absehbares Ende
Nichts genaues weiß man nicht: Partner, Namen, Management, woher die Flieger oder gar die Kunden kommen und wohin sie fliegen sollen sagt Lufthansa nicht. Damit wirkt die Ankündigung mehr wie ein PR-Gag als eine glaubwürdige Strategie. Wen kann es da noch interessieren, dass die Abflüge aus München, Köln/Bonn und Düsseldorf stattfinden sollen? Carsten Spohr täte gut daran, sein insgesamt unerklärtes „Wings-Konzept“ den Kunden und Mitarbeitern schon bald konkreter zu machen. Denn erst vor wenigen Tagen hatte der angestrebte Partner Turkish Airlines seine deutschen Kunden zu ihren Wünschen beim Fliegen befragt. Die Forsa-Umfrage „Aviation Trends 2014“ brauchte zum Vorschein, was dem Wings-Konzept mit seinem vielschichtigen Tarifwirrwar offenbar entgegensteht: 82 Prozent der Befragten gaben an, lieber einen Komplettpreis statt für separate Leistungen wie zum Beispiel Gepäck extra zahlen zu müssen. Einfachheit bei der Buchung und Preistransparenz stehen bei den befragten Kunden, die alle in den letzten zwei Jahren mindestens einmal geflogen waren also besonders hoch im Kurs. Schon der Weg weg von der etablierten Marke Lufthansa zu irgendwas mit Wings in Deutschland, Europa und der Welt kann kaum Vertrauen schaffen. Und Fans erst Recht nicht. Bereits jetzt sind die bestehenden Tarife bei Germanwings genauso erklärungsbedürftig wie die Gründe, warum und auf welchen Strecken auf einem Flugzeug noch Lufthansa steht.
Foto: Carstino Delmonte
Frankfurt – Erst gestern hatte der neue LH-Boss, Carsten Spohr es in die Welt gesetzt: Lufthansa spreche schon seit einiger Zeit mit Turkish Airlines über eine Partnerschaft für eine Langstrecken-Low-Cost-Airline. Die Nachricht sorgte trotz gewonnenem Halbfinal-Spiel der deutschen WM-Mannschaft in Brasilien für Aufmerksamkeit. Vielleicht ist es diese Wahrnehmung, die der neue LH-Vorstand auch meint, wenn er davon spricht, dass seine Fluglinie „glänzen“ muss.
Anders hingegen sieht es Turkish Airlines. Am Bosporus dementierte man solche Gespräche. Wenig verwunderlich, da die mehrjährige Zusammenarbeit mit dem deutschen Carrier in letzter Zeit quasi fast ganz heruntergefahren wurde – zu sehr steht die boomende Turkish Airlines mittlerweile in massiver Konkurrenz zu den Airlines im LH-Konzern. Ganz besonders bei Flügen in Richtung Asien. Die Türken haben modernste Flugzeuge, sind bekannt für hervorragenden Service und viele optimale Anschlussmöglichkeiten über ihr Hub Istanbul. Von Deutschland aus bringt TK auch von vielen kleineren Flughäfen ihre Kunden nach Istambul und weiter zu zahlreichen – auch weniger bekannten Städten in ganz Asien. Warum also sollten Kunden aus ganz Deutschland nicht am Bosporus sondern in Frankfurt starten oder gar dort umsteigen müssen? Dicke Partnerschaft sieht anders aus.
Gemeinsam betreiben die beiden Airlines jedoch nach wie vor die touristische Fluglinie Sun Express. Sie wurde 1989 von Lufthansa und Turkish Airlines gegründet und beförderte zuletzt sieben Mio. Fluggäste. Sun Express fliegt jedoch nur innerhalb Europas und hat bei Kunden nicht gerade die gute Reputation der Eltern.
Direkte Gespräche zwischen Lufthansa und Turkish gab es entgegen dem Statement des neuen LH-Bosses offenbar nicht. Vielmehr gibt es ständige Gespräche zwischen den beiden Firmen im Rahmen des gemeinsamen Sun-Express-Engagements. Hier soll der angekündigte neue Billig-Langstrecken-Flieger wohl irgendwann einmal operativ gemanagt werden.
Chef des Sun-Express Joint-Ventures ist Paul Schwaiger. Wie dieser verkündete, stehen die Chancen gut, dass Sun Express zur „Plattform“ für den neuen Langstrecken-Low-Coster der Lufthansa wird. Für das „Lufthansa-Projekt“ halte man nun Ausschau nach geeigneten Flugzeugen. Was genau unter einer solchen „Plattform“ zu verstehen ist, wird damit auch nicht klarer. Und dass Turkish Airlines mit dabei ist, ist keineswegs sicher und scheint ad hoc auch nicht gerade plausibel. Spohr selbst hatte am Mittwoch erklärt, dass die neue Low-Cost-Langstrecken-Carrier mit Flugzeugen von Boeing B767 oder Airbus A330 abheben würden. Für Sun Express wären sowohl ferne, außereuropäische Ziele als auch die genannten Flugzeugmuster komplettes Neuland. Ob Turkish Airlines sich mit einer Billigairline für Langstreckenziele aus Deutschland heraus belasten wird, und damit ihr eigenes Fernstreckennetz über Istambul nach dem langjährigen Aufbau eines guten deutschen Zubringernetzes, dem zweitwichtigsten Markt der Türken, kanibalisieren will, bleibt abzuwarten. In Istambul, dem Heimat-Hub von TK soll überdies in den nächsten Jahren ein neuer, gigantischer und hypermoderner Flughafen gebaut werden – primär für Umsteige-Passagiere. Wie das mit den spohradischen Ankündigungen der Lufthansa in Einklang zu bringen ist, bleibt suspekt.
Lufthansa Wings-Konzept: Germanwings, Eurowings, Worldwings?
Wie soll der neue Billigheimer heißen? „Worldwings“ wäre einprägsam und im Zuge des angekündigten „Wings-Konzepts“ eine logische Fortführung im Mischmasch der Lufthansa-Airlines. Tatsächlich ist man soweit bei dem neuen LH-Management noch nicht. Man befinde sich nach wie vor in einem Findungsprozess, so der absehbar zuständige Sun-Express-Chef.
Chaos ohne absehbares Ende
Nichts genaues weiß man nicht: Partner, Namen, Management, woher die Flieger oder gar die Kunden kommen und wohin sie fliegen sollen sagt Lufthansa nicht. Damit wirkt die Ankündigung mehr wie ein PR-Gag als eine glaubwürdige Strategie. Wen kann es da noch interessieren, dass die Abflüge aus München, Köln/Bonn und Düsseldorf stattfinden sollen? Carsten Spohr täte gut daran, sein insgesamt unerklärtes „Wings-Konzept“ den Kunden und Mitarbeitern schon bald konkreter zu machen. Denn erst vor wenigen Tagen hatte der angestrebte Partner Turkish Airlines seine deutschen Kunden zu ihren Wünschen beim Fliegen befragt. Die Forsa-Umfrage „Aviation Trends 2014“ brauchte zum Vorschein, was dem Wings-Konzept mit seinem vielschichtigen Tarifwirrwar offenbar entgegensteht: 82 Prozent der Befragten gaben an, lieber einen Komplettpreis statt für separate Leistungen wie zum Beispiel Gepäck extra zahlen zu müssen. Einfachheit bei der Buchung und Preistransparenz stehen bei den befragten Kunden, die alle in den letzten zwei Jahren mindestens einmal geflogen waren also besonders hoch im Kurs. Schon der Weg weg von der etablierten Marke Lufthansa zu irgendwas mit Wings in Deutschland, Europa und der Welt kann kaum Vertrauen schaffen. Und Fans erst Recht nicht. Bereits jetzt sind die bestehenden Tarife bei Germanwings genauso erklärungsbedürftig wie die Gründe, warum und auf welchen Strecken auf einem Flugzeug noch Lufthansa steht.
Foto: Carstino Delmonte