Frankfurter Flughafen spielte bei der Versorgung eine zentrale Rolle
Frankfurt am Main – Wenn am gestrigen Donnerstag am Luftbrückendenkmal an die 60. Wiederkehr des Jahrestages der Berliner Luftbrücke in einer Feierstunde gedacht wurde, dann ging es der Fraport AG und der hessischen Staatskanzlei darum, den Amerikanern, Briten und Franzosen für ihren Einsatz für die Freiheit während der Berlin-Blockade durch die sowjetische Besatzung zu danken und die Helfer, die bei dieser Aktion ums Leben gekommen sind, zu ehren. Außerdem wolle man – so Fraport-Kommunikationschef Dieter Weirich – jungen Menschen bewusst machen, dass „Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeit seien, sondern durch Mut, demokratische Zivilcourage und Solidarität immer wieder neu errungen“ werden müssten: „Die Wertegemeinschaft des freiheitlichen, größer gewordenen Europas muss in enger Partnerschaft mit den USA immer wieder mit Leben gefüllt werden.“
Die Amerikaner starteten 1948 ihre Flüge zur Versorgung der eingeschlossenen Stadt Berlin von ihrem Hauptstützpunkt in Frankfurt – der Rhein-Main Airbase – und von der Lindsay Air Station, dem Wiesbadener Flugplatz in Erbenheim. Die Kohle-Frachtflüge in der britischen Zone gingen von Celle, Faßberg, Wunstorf und Schleswig/Jagel aus. Am 26. Juni wurde die „Operation Vittles“ der US-Luftwaffe gestartet. Zwei Tage später folgten die Briten mit der Operation „Plain Faire“.
Wurden am Anfang täglich 750 Tonnen Fracht transportiert, waren es wenige Wochen später bereits 2.000 Tonnen. Am 15./16. April 1949 wurde mit 12.849 Tonnen Fracht und 1.398 Flügen in 24 Stunden der Rekord aufgestellt.
Ein hochintelligentes logistisches System war das Fundament der Versorgungsflüge. Die drei Luftkorridore wurden als „Einbahnstraße“ verwendet, wobei im nördlichen (von Hamburg nach Berlin) und im südlichen (von Frankfurt nach Berlin) die Hinflüge abliefen und im mittleren Korridor (von Berlin nach Hannover) die Rückflüge stattfanden. In den Korridoren flogen die Maschinen in fünf Ebenen. Alle drei Minuten landete ein Flieger in Tempelhof (US-Sektor), Tegel (französischer Sektor) oder Gatow (britischer Sektor).
An die drei Luftkorridore erinnern die drei Streben („Krallen“) der Luftbrücken-Denkmäler in Berlin, im Jargon der Hauptstädter „Hungerharke“ genannt, und in Frankfurt, das 1985 auf die Initiative des deutsch-amerikanischen Luftbrückenvereins entstand. 900.000 Mark wurden seinerzeit dafür gesammelt. Eine kleine Kopie des Monuments steht auf dem Militärflughafen Wietzenbruch bei Celle.
In Frankfurt wird am heutigen Donnerstag auch an die 41 Briten, 31 Amerikaner und sechs Deutschen erinnert, die bei der Hilfsaktion ihr Leben ließen. Bei 278.000 Flügen gab es zahlreiche tödliche Unfälle.
Die Douglas DC 3 wird im Mittelpunkt des festlichen Aktes stehen. Dieser Flugzeugtyp wurde während der Luftbrücke als „Rosinenbomber“ – im englischen „candy bomber“ – eingesetzt. Weltweites Aufsehen erregte die Aktion „Operation Little Vittles“ (kleiner Proviant). Der Name des 87 Jahre alten früheren Oberst Gail Halvorsen steht für diese Operation. Er befestigte Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen und warf diese über Berliner Kindern ab. Mit den Steppkes verabredete er, beim Anflug auf Berlin mit den Flügeln zu wackeln. Sein Spitzname: „Onkel Wackelflügel“.
Mit der heutigen Feierstunde vor über 700 geladenen Gästen will Fraport – so Weirich – vor allem auch seine Verbundenheit mit den Amerikanern demonstrieren. Über viele Jahrzehnte habe man mit den US-Truppen auf der Air Base „eng und vertrauensvoll“ zusammen gearbeitet.
Weirich wies auf die enorme Aufwärtsentwicklung des Frankfurter Flughafens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hin. 1950 habe es knapp 200.000 Passagiere gegeben, am Ende dieses Jahres werde die Zahl von 55 Millionen übertroffen sein. Frankfurt gehöre damit zu den Top Ten der Weltflughäfen. Die Fracht sei in diesem Zeitraum von 1.616 Tonnen auf über 2,1 Millionen Tonnen angestiegen. Heute sei der Frankfurter Flughafen mit über 70.000 Beschäftigten die größte lokale Arbeitsstätte Deutschlands. 1966 seien es noch 10.000 Arbeitnehmer gewesen.
Abschließend wies Weirich darauf hin, dass das Luftbrückendenkmal von der Fraport renoviert worden sei. US-Soldaten hätten in ihrer Freizeit bei der Restaurierung mitgeholfen. Ab 1. August werde das Denkmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Foto: Fraport AG