Ausstellung im Filmmuseum blickt auf Produktionsalltag der Kostümbildner
Mit der Ausstellung „Filmkostüme!“ begibt sich das Düsseldorfer Filmmuseum am Beispiel der Berliner Firma Theaterkunst GmbH auf eine Spurensuche in die Geschichte der Kostümausstattung. Gezeigt werden rund 40 Kostüme und 200 Accessoires, darüber hinaus Entwurfszeichnungen und Filmausschnitte, die einen Eindruck vom Produktionsalltag der Kostümbildner und der Firma Theaterkunst vermitteln. Die Garderobe von 30 deutschen und internationalen Stars wird durch die Kombination von Kostümen und Filmszenen wieder „lebendig“. Die Ausstellung ist vom 11. Juli bis zum 4. Oktober zu sehen.
Filmkostüme sind künstlerische Mittel der Filmerzählung. Wie Drehbuch, Regie, Schauspiel, Szenenbild, Kamera und Montage sind sie narrative und symbolische Elemente in der Gesamtwirkung eines Films. Nichts bei der Auswahl von Form, Farbe, Material, Schnitt und Gestaltung ist dem Zufall überlassen.
Am Beispiel des Berliner Kostümhauses Theaterkunst begibt sich die Ausstellung, die als Kooperation der Deutschen Kinemathek, dem Museum der Arbeit in Hamburg und der Firma Theaterkunst entstanden ist, auf eine Spurensuche in die vergangenen hundert Jahre der Kostümausstattung. 1907 gegründet, spezialisierte sich die Firma Theaterkunst von Beginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater, Revue und Oper. Schon in den 20er-Jahren belieferte Theaterkunst Großproduktionen wie Fritz Langs „Metropolis “ oder Fred Niblos „Ben Hur“. Anzeigen in Branchenblättern warben mit internationalen Standorten in Kopenhagen, London und New York sowie mit den Namen der renommierten Kostümbildner Ernst Stern, Ali Hubert und Werner Boehm. In den letzten Jahren entstanden in den Werkstätten unter anderem die Kostümbilder für opulente Historienfilme wie „Luther“ (D 2003), genaue Milieu- und Zeitstudien wie „Alles auf Zucker“ (D 2005) oder den Oscar-gekrönten Film „Das Leben der
Anderen“ (D 2006). Im Jahr 2007 umfasste der aktuelle Fundus des Unternehmens Theaterkunst über zehn Millionen Kostüme und Accessoires.
Von Putzmacherinnen und Computern
Der Fundus der Theaterkunst GmbH wurde seit den 50er-Jahren nach historischen Epochen und Genres sortiert, nicht nach der Entstehungszeit der jeweiligen Filme. Diese Ordnung greift die Ausstellung auf und zeigt in einem ersten großen Bereich als Gang zurück in die Geschichte rund 40 Originalkostüme deutscher und internationaler Stars, unter anderem getragen von Hannelore Elsner, Winona Ryder, Mario Adorf, David Bowie, Horst Buchholz, Joseph Fiennes, Corinna Harfouch, Klaus Kinski, Sebastian Koch, Romy Schneider, Hanna Schygulla und Barbara Sukowa.
In einem Werkstattbereich zeigt die Ausstellung Arbeitsgeräte, Materialien und Endprodukte aus handwerklichen Berufsfeldern. Berufe wie den des Rüstmachers oder der Hut- und Putzmacherin gibt es heute bei der Theaterkunst nicht mehr, aber auch der Beruf der Schneiderin hat sich etwa durch die Möglichkeit, Stickereien am Computer zu entwerfen und von Maschinen fertigen zu lassen, verändert.
Besonderes Augenmerk gilt dem freien Beruf der Kostümbildner als Schnittstelle zwischen Filmproduktion und Kostümhaus. Anhand des Drehbuchs erarbeiten sie Kostümentwürfe und konkretisieren für jede Szene die Bekleidung der agierenden Figuren. Alter, Geschlecht, Milieuzugehörigkeit, Beruf und Status, historischer und sozialer Kontext sind hier zu berücksichtigen. Es entstehen erste Entwürfe, von der Bleistiftskizze bis zu detailreichen farbigen Tuschezeichnungen. Heute arbeiten Kostümbildner oft mit digitalen Recherchemöglichkeiten und Fotosammlungen. Arbeitsunterlagen wie kunst- und kulturgeschichtliche Referenzen, Farbschemen, Fotografien, Figurinen und Skizzen veranschaulichen die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kostümbildner in diesem Abschnitt der Ausstellung. Anhand des Fernsehfilms „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“ (D 2007) kann das Publikum die Arbeitsprozesse von den ersten Ideen der Kostümbildner über die Materialauswahl, die Anfertigung der Kostüme und d
ie Anproben mit den Hauptdarstellern bis zu den logistischen Meisterleistungen der Komparsenausstattung am Drehort verfolgen.
Die Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum, Schulstraße 4, verbindet die glamouröse Aura ausgewählter Filmkostüme mit einem Blick hinter die Kulissen, würdigt Kreativität und Handwerk und erzählt die Geschichte eines Unternehmens in enger Verknüpfung zur politischen und sozialen Historie Deutschlands. Zur Ausstellung, die vom 11. Juli bis 4. Oktober gezeigt wird, liegt ein Katalog mit großformatigen farbigen Kostümfotos, Beiträgen zur Firmengeschichte, Interviews mit Mitarbeitern sowie einem Verzeichnis ausgewählter Exponate vor.